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Deutsche Marine
henden Verträgen im Sondervermögen abgebildet sind und damit den Anteil an „frischem Geld“ reduziert haben. Dies ist aber folgerichtig, um das inflations- bedingte Abschmelzen des Gesamt- betrages zu verhindern und in finan- ziell weiterhin anspruchsvollen Zeiten den Verteidigungshaushalt zu entlasten. Für uns wird es darauf ankommen, über das Sondervermögen und den Vertei- digungshaushalt der kommenden zehn Jahre den eingeschlagenen Moderni- sierungskurs fortzusetzen.
Unser Inspekteur Jan Christian Kaack hat mit dem Zielbild Marine 2035+ ein umfassendes Modernisierungspro- gramm unserer Marine veröffentlicht. Damit stellt er die Weichen für eine moderne, leistungsfähige und betreib- bare Marine für die kommende Dekade. Das Zielbild ist kein Flottenrüstungsplan wie seinerzeit der Z-Plan der Kriegsma- rine, sondern eine Neuausrichtung der Marine auf die bestimmenden Aufga- ben der Landes- und Bündnisverteidi- gung. Das Zielbild berücksichtigt finanz- planerische Realitäten, denn es ist bei konsequenter politischer Anwendung der Zwei-Prozent-Verpflichtung umsetz- bar. Es reduziert für die kommende Dekade den personellen Aufwand zum Betrieb der Marine und liegt innerhalb der uns zugebilligten Dienstposten- obergrenze von circa 15 000 Soldatin- nen und Soldaten. Vor allem ist das Ziel- bild aber eine Trendwende zu unbe-
U-Boot-Drohnen wie die Orca will die amerikanische Marine für Aufklärung und elektronischen Kampf, aber auch Minenabwehr nutzen. Hier bei der Übergabe vom Hersteller an die Navy im April 2022
Das LOCUST-Programm der US Navy hat Abwehr getestet. LOCUST steht für Low Prinzip: Die Masse macht’s
2017 Drohnenschwärme auch zur U-Boot- Cost UAV Swarming Technology, also das
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mannten Systemen, vernetzter Ope- rationsführung und zu kampfkräftigen, abwärtskompatiblen Plattformen.
Der vorherige Generalinspekteur hatte die Inspekteure aufgefordert, ihm ihre Zielbilder vorzulegen. Dies hat in unse- rer Marine zu einer umfassenden Stand- ortbestimmung und Neuausrichtung geführt, die zügig und zielgerichtet erfolgte. Daraus resultierte eine umfang- reiche Information gegenüber dem Ver- teidigungsministerium, dem Ausrüs- tungsamtBAAINBw,demPlanungsamt der Bundeswehr und anderen Dienststel- len. Die Marineführung hat das Zielbild intensiv im parlamentarischen Bereich
kommuniziert, der es mit hohem Inter- esse und dem Willen zur Unterstützung aufnahm. Nunmehr arbeiten wir daran, mit Einzelmaßnahmen Teile des Zielbil- des im Systemzusammenhang umzu- setzen. Das wird für die kommenden Jahre eine Herausforderung, weil wir uns weiterhin in Zeiten knapper Ressourcen werden behaupten müssen. Zeitenwende, Zielbild und Sonderver- mögen sind ein Dreiklang. Sie sind keine materielle Lösung für unsere Marine, sondern drei Aspekte, die Verteidi- gungs- und Bündnisfähigkeit unseres Landes zu stärken und unserem Ver- fassungsauftrag nachzukommen. Die Menschen in der Marine haben diesen Auftrag verinnerlicht.
Unsere Flotte hat während zwei Jah- ren die durch die Pandemie bedingten Einschränkungen und Härten bei See- fahrt und Einsätzen bewundernswert geschultert. Unsere Frauen und Män- ner haben monatelange Abwesenheiten und Isolationsphasen akzeptiert. Sofort im Anschluss erfolgte ein Überfall durch Russland auf einen Nachbarn in Europa. Im Februar 2022 lief die Flotte aus, um durch Präsenz Abschreckung sicherzu- stellen. Wir benötigen die Zeitenwende, das Sondervermögen und einen guten Plan, um dieses Engagement gemein- sam in die Zukunft zu tragen. 7
*Vizeadmiral Frank Lenski ist Stellver- treter des Inspekteurs der Marine und Befehlshaber der Flotte und Unterstüt- zungskräfte, Flottillenadmiral Ulrich Rei- neke ist Abteilungsleiter Planung im Marinekommando
Foto: US Department of Defense
Foto: Boeing


































































































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