Page 50 - Leinen los! 10/2025
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BÜCHERSCHAPP
Jan Keith/Orlando Hoetzel, Meine Hallig Hooge, mareverlag, Hamburg, ISBN 978- 3-86648-747-5, €20,00
Dieses schmale Bändchen mit gerade einmal 160 Seiten stammt von einem Insider, der als Teenager acht Jahre in Folge im Herbst auf die Hallig Hooge reiste. Dort verbrachte er im Rah- men einer Ferienfreizeit jeweils eine Woche mit 50 bis 60 Kindern der Musikschule, in der er in einem Kölner Vorort vier Instrumente spielte. Schon bei seiner ersten Freizeit im Herbst 1982 bestaunte der „Großstädter“ das baumlose Stückchen Erde mitten im Meer. Die unberühr- te, windumtoste Natur und die Gelegenheit, den ganzen Tag Musik zu machen, gefiel Jan Keith so sehr, dass er sich sofort für die nächste Reise anmeldete.
Nach 30-jähriger Pause kehrte er auf die Hallig zurück; inzwischen Kolumnist, studierter Poli- tikwissenschaftler, Japanologe und Geograf sowie Absolvent der Deutschen Journalisten- schule, sah er den winzigen von Wasser um- schlossenen und manchmal überspülten Ort mit ganz neuen Augen.
Seit Dezember 2018 erfreut sich seine Kolum- ne „Mein Hooge“ bei den Leserinnen und Le- sern der „mare“ größter Beliebtheit. Der mare- verlag fasst diese insgesamt 37 Kolumnen nun zum ersten Mal zusammen. Vom Einkauf auf Hooge, über das Thema „krank werden ohne Arzt und Apotheke“, die „Halligschule“ bis hin zu „Land unter“ und die „Große Flut“ im Jahre 1825 mit Besuch des Königs von Dänemark sind so packend, dass ich das das Büchlein in einem Rutsch gelesen habe.
Bereichert wird es durch die schwarz-weißen Illustrationen von Orlando Hoetzel, der auch für die Umschlaggestaltung verantwortlich war. Insgesamt ein angenehmer und interes- santer Lesestoff, der neugierig auf diese zweit- größte deutsche Hallig macht. Ich denke, dass ich dies alles mit eigenen Augen sehen möch- te. Im Frühjahr oder Herbst 2026 werde ich mich auf den Weg machen. ws
Michael Setzer, Unterseeboot U 17, U- Boote der Klasse 206 A, Heft 29 der Rei- he „SCHIFF Profile“, 82293 Mittelstetten 2025, UNITEC-Medienvertrieb, € 13,80 Solche Hefte leben von ihren Abbildungen – davon gibt es bei Setzer reichlich. Angefan- gen von authentischen Bildern aus der ei- genen Fahrenszeit des Autors über histori- sche Einsatz-Aufnahmen von Typ VII C über 205/206 bis 206 A bis zur letzten Reise von U 17 nach Sinsheim. Die Gesichter der Män- ner, die diese „Kampfmaschinen mit Notsit- zen“ wochenlang über und durch die Mee- re steuerten, machen das Heft zu einem Zeitdokument. Zahlreiche technische Skiz- zen, schematische Darstellungen und eine Fahrtstufentabelle sind ebenfalls hervorzu- heben.
Dem Autor gelingt ein umfassender Ab- riss der deutschen U-Bootentwicklung vom kaiserlichen U 1 (1906) bis zum Umbaupro- jekt 206 A (1989). Was den Mehrwert die- ses Hefts ausmacht, ist die Systembeschrei- bung der Klasse. Wer nicht weiß, wie und warum so ein Boot taucht, die Tiefe hält, Ge- schwindigkeit macht, Ziele ortet und Torpe- dos schießt, wird hier umfassend informiert. Wer 205er- oder 206er-Fahrer war und die Epoche „206 A“ nicht mehr erlebt hat, er- fährt, dass mit dem Umbau das Fenster zu neuen Horizonten aufgestoßen wurde. Set- zer beschreibt detailreich die automatisier- ten Abläufe und Prozeduren, mit denen die neue, an der Spitze des damaligen Stands der Datenverarbeitung angesiedelte SLW (Sonar-Lageerarbeitungs- und Waffenein- satzanlage) den Kampfwert der schon fast 20 Jahre alten Hülle enorm steigerte.
Der Präsident des Verbandes Deutscher Ubootfahrer hat ein lesenswertes Heft ver- fasst. Reich bebildert, fachmännisch und unterhaltsam geschrieben, umfasst es al- les, was man über die Klasse 206 A und ins- besondere U 17 immer schon wissen woll- te. Nicht nur der interessierte „Uboot- Lover“, auch der Experte kommt bei der Lektüre voll auf seine Kosten.
Raimund Wallner/rb
Clas Broder Hansen, Das geheimnis- volle Wrack im Watt zwischen Föhr und Amrum, Urbes Verlag Clas Bro- der Hansen, ISBN 978-3-924896-45-4, € 14,95
Von Schiffswracks geht unabhängig von Alter und Zustand seit jeher eine beson- dere Anziehungskraft aus. Der Hambur- ger Seefahrtshistoriker Clas Broder Han- sen hat sich über mehrere Jahre hinweg mit einem Wrack beschäftigt, das seit fast 200 Jahren im nordfriesischen Watten- meer zwischen den beiden Nachbarinseln Föhr und Amrum liegt.
Wie so häufig, rankten sich auch um die- ses Schiff viele Mythen und Legenden. Zu- dem waren vermeintliche Fakten hartnä- ckig im Umlauf, die sich aufgrund von Han- sens intensiver Forschungsarbeit rund um den aus Holz gebauten Segler als falsch er- wiesen. Allein der lange im Umlauf befind- liche Schiffsname, city oF BedFord, erwies sich als falsch. Richtig ist, dass die bei ei- nem schweren Sturm im 19. Jh. gestrandete englische Kohlen-Brigg den Namen miner- VA trug. Hansen, der Volkskunde studiert hatte, widmete sich dem geheimnisvollen Schiff mit der Gewissenhaftigkeit und Hart- näckigkeit eines passionierten Kriminolo- gen. So entnahm er zum Beispiel den bei Ebbe noch sichtbaren Resten sogar klei- ne Holzproben, um sie anschließend durch Experten untersuchen zu lassen. Das mit dem Ziel, die für den Bau genutzten Holz- arten herausfinden zu lassen.
Trotz der Detailfülle gut verständlich ge- schrieben, sparte der Autor auf den insge- samt 124 Seiten nicht mit aussagestarken Illustrationen. Das umfangreiche Quellen- verzeichnis ist sicherlich eine wertvolle Er- gänzung für weiterführende Recherchen. Fazit: Ein geeignetes Buch für lange Herbst- und Winterabende, um einmal „abtau- chen“ zu können. eha
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