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BÜCHERSCHAPP
Lutz A. Kowalzick, Atom-U-Boote der U.S. Navy seit 1954, Motorbuch Verlag, Stutt- gart,ISBN978-3-613-04660-3, €24,90 Der Autor Prof. Dr. med. Lutz Alfred Kowal- zick, Stabsoffizier der Reserve und 1. Vorsit- zender der MK Plauen/Vogtland, hat bis- her eine Reihe von Büchern veröffentlicht, darunter in den zurückliegenden Jahren gemeinsam mit dem Co-Autor Wilhelm M. Donko Sachbücher zu Patrouillenschiffen
der US Navy sowie Schiffen der US Coast Guard. Im aktuellen Buch stellt Kowalzick die atomar angetriebenen U-Boote aller Klas- sen der US Navy vor, von den Anfängen bis zur Gegenwart.
U-Boote, die mit einem Nuklear-Reaktor angetrieben werden, haben gegenüber den konventionell betriebenen Booten den Vorteil, dass ihre Reichweite nahezu unbe- schränkt ist und dass sie im Transit sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen können. Um sich strategische und taktische Vorteile sichern zu können, setzte nach dem Zweiten Weltkrieg ein Wettrennen hinsichtlich nuk- lear angetriebener U-Boote zwischen den USA und der UdSSR ein. Basis der Bootsde- signs waren in beiden Staaten die U-Boot- entwürfe Deutschlands bei Kriegsende, die jeweils weiterentwickelt wurden. Es galt nun, Reaktoren für den Einsatz an Bord zu entwi- ckeln und serientauglich zu machen. „Vater“ dieser Entwicklung in den USA war der spä- tere Admiral Hyman George Rickover, der maßgeblich daran beteiligt war, dass der US- Kongress 1951 den Bau des ersten atomge- triebenen U-Bootes billigte.
Ende 1954 wurde dann die nautiLuS in Dienst gestellt, die bei ihrer aufsehenerregenden Fahrt im August 1958 den Nordpol unter Wasser querte. Die Flexibilität des neuen Antriebs revolutionierte die Seekriegsfüh- rung, die nautiLuS und ihre Nachfolgerinnen wurden zum Vorbild für Hunderte weitere Schiffe weltweit. Heute betreiben die USA mit rund 70 Einheiten die größte U-Boot- Flotte der Welt.
Kowalzick systematisiert sein Buch anhand des Klassifikationssystems der US Navy. Zu jeder U-Boot-Klasse gibt es eine kurze Beschreibung mit den technischen Grund- daten sowie Angaben zur Schiffserkennung. Die wichtigsten Daten werden zusammen- fassend in Tabellenform dargestellt; ca. 300 S-W- und Farbfotos zeigen alle vorgestell- ten Klassen. Abgerundet wird das großfor- matige 128-seitige Buch mit einem Kapitel über Wissenswertes zu den U-Booten, wie z.B. Bewaffnung, Versorgung und Logistik, aber auch Unfälle. mfa
Klaus-Peter Gödde (Hrsg.), Volksmarine in Aktion. Schnellboote – Raketen – Kampf- flugzeuge, Motorbuch Verlag, Stuttgart, ISBN 978-3-613-04661-0, € 39,90
Das Buch thematisiert in fünf Kapiteln (12 Autoren) die Stoßkräfte der Volksmarine (VM). Dazu gehörten raketentragende Über- wasserkräfte (Schnellboote), Küstenraketen- truppen und Marinefliegerkräfte. Leitge- danke des Werkes bildet das abgestimmte Handeln dieser Kräfte im Verbund mit techni- schen Beobachtungsstationen an der DDR- Küste bei der Bekämpfung eines Ziels in See. Holger Neidel (ex Kommandant Raketen- schiff 1241 RÄ, NATO-Code tarantuL) zeich- net auf 36 Seiten ein detailliertes Abbild der 6. Flottille (Entwicklung, Struktur, Aufgaben, Waffentechnik).
Klaus-Peter Gödde (letzter Kommandeur Küstenraketenregiment) widmet sich mit fünf Autoren auf 83 Seiten dem Hauptkapi- tel, dem Küstenraketenkomplex. Es gehörte zum modernsten, von der UdSSR importier- ten Waffensystem in der VM. Behandelt wer- den Einsatzprinzipien der Waffentechnik mit Schemata, Skizzen, Tabellen, Dokumentati- onen. Erwähnung finden neueste russische Küstenraketenkomplexe.
Einen Einblick in das Marineflieger- und Hub- schraubergeschwader gibt das vierte Kapi- tel. Das landgestützte technische Beobach- tungssystem wird abschließend behandelt. Die im Buch verwendeten Fachausdrü- cke entsprachen der militärischen Praxis in der VM. Der Leser erfährt eine Vielzahl von Informationen und Fakten, die in dieser
Zusammenstellung und Dichte erstmalig sind. Dem Sachbuch sind viele Leser zu wünschen. ip
Detlef Hechtel, Seeweg Afrika. Entdecker, Sklaven, Kolonien, Reedereien, Oceanum Verlag, Bremen, ISBN 978-3-86927-434-8, € 29,90
Bis heute ist Afrika für die Europäer ein weitgehend unbekannter Kontinent: Safa- ris in berauschender Natur, unbegreifliche Armut und seit einigen Jahren massenhaft Flüchtlinge dominieren das einseitige und oft lediglich medial geprägte Bild unseres südlichen Nachbarn. Bereits im 15. und 16. Jahrhundert reichte der europäische Blick kaum weiter als bis zur Sahara. Selbst die Ent- decker dieser Zeit ließen Afrika im wahrs- ten Sinne des Wortes „links liegen“ auf ihrer Suche nach einem Seeweg gen Indien. Dort und im weiter entfernten Asien lockte schließlich Reichtum durch den Handel mit Gewürzen.
Erst später begriffen die Europäer, dass Afrika mit seinen schier unendlichen Boden- schätzen und dem kostbaren Elfenbein ebenfalls viel zu bieten hatte. Doch brachten sie entlang der Küsten, von wo aus sie in die Weiten des Kontinents eindrangen, erst ein- mal unermessliches Leid über die Bevölke- rung. Die Sklaverei, der Transport vermeint- lich billiger Arbeitskräfte sowie die Einnahme und Ausbeutung von Kolonien haben bis zum heutigen Tag ihre unrühmlichen Spu- ren in der Weltgeschichte hinterlassen. Detlef Hechtel hat in seinem bemerkenswer- ten Buch die vielen Facetten eines – sofern es um den europäischen Einfluss geht – maritim geprägten Kontinents aufgezeich- net. Ansprechend bebildert, bietet es für jeden Leser, der sich einmal auf „unbekann- tes Terrain“ begeben möchte, viele Ansätze zur weiteren Beschäftigung mit einem Kon- tinent, der heute mehr denn je unser Leben beeinflusst. ws
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