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Bayern und Baden-Württemberg. Auch ein Blick von der Mildenburg beweist das eindrucksvoll.
Hexen und Häcker
Im Mittelalter, informiert die tempera- mentvolle Stadtführerin Dorothea Zöl- ler unterhaltsam ihre Gäste, lag die Stadt an einer wichtigen Handelsstraße, was ihr großen Reichtum bescherte. Die frü- here Bedeutung der Stadt erkennt man am malerischen Ensemble von prächti- gen Fachwerkbauten wie am Alten Markt- platz mit seinem achteckigen Brunnen – bekannt als „Schnatterloch“ –, im histo- rischen Schwarzviertel mit seinen Bau- denkmälern. Das Gasthaus „Zum Riesen“ nennt sich „ältestes Deutschlands“. Schon Hans Albers, Heinz Rühmann oder auch Elvis Presley kehrten hier ein. Gruselig wird es, wenn man von der düsteren Vergan- genheit Miltenbergs hört. Im Ort werden gern mehrere Plätze gezeigt, auf denen öffentliche Prozesse und Hinrichtungen stattfanden. Grund dafür war der Hexen- wahn, und die Main-Stadt gehörte zu den Hauptverfolgungsorten. Zwischen 1590 und 1630 ließen hier rund 200 Menschen als Hexer und Hexen ihr Leben, nachdem sie zuvor bestialisch gefoltert wurden.
Winzer Gerhard Stich in seinem Weinkeller
Wir werden hier nur verwöhnt. Zum Bei- spiel auf dem Weingut von Gerhard Stich in Bürgstadt. Obwohl ihm die neuen EU- Vorschriften Angst und Bange machen, hat der agile Winzer das Lachen nicht verlernt. Seine Frau Helga hat die Gastronomie der Häckerwirtschaft „Zum Löwen“ im Griff. Der bis auf den letzten Platz besetzte und von fröhlichen Zechern aufgeheizte Raum brummt, leckerer Müller-Thurgau samt würziger Blut- und Leberwurst mit Sauer- kraut wie früher sind ein wahres Gedicht.
Fazit Flussgenuss
Deutschlands ältestes Gasthaus
„Zum Riesen“
Nachdem erste Schneeflocken Schiff und Land in ein Wintermärchen ver- wandelt haben, wird an Bord das acht- gängige Galadinner mit Rinderfilet in Sauce périgourdine und Doradenfilet auf Hummersoße zelebriert. Stilecht mit Abschied von der Crew und viel Beifall für ihr großes Engagement, Wunderker- zen und Eisbombe VIVA tIArA, untermalt von einer modifizierten „Traumschiff“- Melodie. Alles gemäß dem Veranstal- ter-Motto: „Enjoy the moment“. Nüchterne Bilanz am nächsten Morgen im Start- und Zielhafen Frankfurt: 36 Schleusen und rund 250 Flusskilometer. Zum Abschied zieht ein Gast sein ganz
Mensch.Schifffahrt.Meer.
persönliches Fazit aus dieser Flussge- nuss-Reise „auf den Spuren der Lang- samkeit“: „Jetzt weiß ich erst, wie schön Deutschland ist“. Dazu passt der Spruch des Tages von Augustinus: „Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon“. 7
Infos:
Das Schiff: MS VIVA tIArA; gebaut auf der Werft Hardinxfeld, Niederlande; Dezember 2008 Indienststellung; Renovierung 2020; Flagge: Schweiz; Länge 110 m, Breite 11,40 m, Tief- gang 1,35 m; 2 Maschinen: 1800 PS; max. Geschwindigkeit (in stehendem Gewässer): 20 km/h; Reederei: Scylla AG, Basel; Besatzung: 36; 3 Decks; 76 Außenkabinen (40 mit französischem Balkon) für max. 152 Gäste. Buchung: www.viva-cruises.com Weitere Infos: www.churfranken.de
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Leinen los! 3/2023 19


































































































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