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wäre dem Schiff sogar um ein Haar zum Verhängnis geworden, da ein Mast brach und Notreparaturen bei hohem Seegang ausgeführt werden mussten. Die letzte Zwischenstation auf der Heimreise waren schließlich die Azoren. Von hier aus ging es nach Übernahme von Proviant und Koh- len endlich Richtung Kopenhagen, wo die dAnMArk nach knapp acht Monaten am Langelinje-Kai festmachte.
So viel zu Poul G. Ernsts Reisebericht. Die Laufbahn der dAnMArk als Schulschiff begann indessen viel früher. Nach der Taufe, welche die Tochter des Komman- danten Lorck vornahm, kamen 1933 die ersten Schüler an Bord. Danach standen jedes Jahr Ausbildungsreisen auf dem Programm, wobei ein Törn das Schiff 1934 nach Charleston im US-Bundesstaat South Carolina führte. Der Ausbruch des Zwei- ten Weltkriegs machte dieser Betriebsam- keit ein Ende. Nachdem der Großsegler im Frühjahr 1939 zu Reparaturarbeiten im Dock gewesen war, legte er am 8. August 1939 zu seiner vorläufig letzten Auslands- fahrt nach New York ab. Auf der Höhe der Shetland-Inseln erreichte die Schiffsfüh- rung die Nachricht vom deutschen Über- fall auf Polen. Da Dänemark offiziell neu- tral war, befürchtete man zunächst keine Konsequenzen und besuchte unbesorgt die New Yorker Weltausstellung. Anschlie- ßend unternahm man eine Rundreise zu
Mensch.Schifffahrt.Meer.
verschiedenen amerikanischen Häfen und machte abschließend am 1. April 1940 in Jacksonville/Florida Station, um Proviant für die Heimreise nach Europa zu übernehmen. Als am 9. April jedoch die Nachricht eintraf, dass Dänemark von deutschen Truppen besetzt worden war, beschloss ein Teil der Schüler abzumus- tern, um gegen die Invasoren zu kämp- fen. Der damalige Kommandant, Kapitän Knud L. Hansen, überlegte derweil, was er mit seinem verwaisten Schiff anfangen sollte. Da er im Fall einer Rückkehr nach
gute Arbeit, denn im Laufe des Krieges konnten rund 5000 amerikanische Küsten- schützer an Bord des Seglers ausgebildet werden. Nach der deutschen Kapitulation 1945 blieb die dAnMArk zunächst weiterhin Schulschiff der US Coast Guard, bis am 26. September 1945, am Geburtstag des däni- schen Königs Christian X., der schmucke Dreimaster mit einem Festakt wieder an seine Eigner zurückgegeben wurde. Am 13. November 1945 schließlich machte das Segelschulschiff nach mehr als sechs Jah- ren Exil wieder in Kopenhagen fest, ein
Kopenhagen eine Beschlagnahme durch die Deutschen befürchtete, entschied er sich, es vorerst in den Staaten zu belassen. Mit dem Angriff der Japaner auf Pearl Har- bor im Dezember 1941 war an eine kurzfris- tige Rückkehr in die Heimat ohnehin nicht mehr zu denken. Die dAnMArk wurde von der US Coast Guard für Ausbildungszwe- cke gechartert, die verbliebenen däni- schen Offiziere und Schüler fungierten dabei als Lehrer. Offenbar leisteten sie
feierliches Ereignis, bei dem außer zahl- reichen Schaulustigen auch der dänische Handelsminister zugegen war.
Nach ihrer Heimkehr wurde die dAnMArk wieder als Schulschiff genutzt, bis Ende der 1950er-Jahre anlässlich einer äußerst kostspieligen Instandsetzung die Frage nach der Zweckmäßigkeit einer Segel- ausbildung in Zeiten der Motorschifffahrt aufkam. Da das Ausbildungsniveau schon damals anerkannt hoch war, entschied
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