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Geschichte
Explosion auf der kenternden Yamato
begannen sich in schweren Bodenkämpfen gegen die hartnäckigen Verteidiger lang- sam voranzuarbeiten. Unterdessen sahen sich die Flotteneinheiten ständigen Selbst- mordangriffen von Kamikazepiloten ausge- setzt. So wurden am 6. April bei einer Kami- kazeattacke von 700 Flugzeugen dreizehn US-Zerstörer beschädigt.
Auch die japanische Marine unternahm mit den letzten Resten der Flotte einen verzweifelten Versuch, die Eroberung Okinawas aufzuhalten oder zumindest zu verzögern. Das kleine Geschwader wurde von Vizeadmiral Seiichi Ito befehligt und bestand aus dem Flaggschiff yamato, dem Leichten Kreuzer yaHagi sowie acht Zer- störern. Das ganze Unternehmen war von vornherein als Selbstmordangriff geplant, denn die yamato hatte nur ausreichend Treibstoff für den Weg nach Okinawa, nicht aber für die Rückfahrt an Bord. Im besten Fall sollte sie vor der Insel auf Grund gesetzt werden, um bis zur endgültigen Zerstörung als Artillerieplattform zu dienen.
Am 6. April 1945 um 15:00 Uhr verließ die yamato zusammen mit ihren Begleit- schiffen ihren Stützpunkt auf der mittleren Hauptinsel Honshu. Doch die Operation war von Beginn an zum Scheitern verur- teilt, da der japanische Verband bereits kurz nach dem Auslaufen von U-Booten der US Navy bemerkt worden war und zudem bereits in erheblicher Entfernung von Okinawa gegen 8.30 Uhr am Mor- gen des 7. April von einem Aufklärungs- flugzeug des US-Trägers essex gesichtet wurde. Damit war das Überraschungsmo- ment vertan.
Etwa um 10.15 Uhr wurden die japanischen Schiffe erneut aus der Luft gesichtet. Kurz nach 11 Uhr umkreisten einige US-amerika- nische Träger-Jagdflugzeuge den Verband ungestört außerhalb der Geschützreich- weite. Ein Luftangriff war nur noch eine Frage der Zeit. Tatsächlich waren bereits 400 amerikanische Jagdflugzeuge, Sturz-
kampfbomber und Torpedobomber von den Flugzeugträgern der Task Force 58 in mehreren Angriffswellen auf dem Weg – vollkommen unbehelligt von japanischen Kampfflugzeugen.
Kurz nach 12.30 Uhr erfolgte die erste Attacke. Zwei Bomben trafen die yamato auf der Steuerbordseite und richteten schwere Schäden an. Gut eine halbe Stunde später folgte die zweite Angriffs- welle. Erneut wurde die yamato durch Bomben und drei Lufttorpedos schwer beschädigt. Attacke folgte auf Attacke, Treffer auf Treffer. Insgesamt wurde das Schlachtschiff von mehr als 20 Bomben und zehn Torpedos allmählich zu einem Wrack zertrümmert. Kurz nach 14 Uhr befahl der Kommandant der Besatzung, das Schiff zu verlassen. Gegen 14:08 Uhr legte sich die leck geschlagene yamato auf die Seite. Rund 15 Minuten später begann das kenternde Schiff zu sinken.
Luftangriff: die Yamato im Kampf gegen US-amerikanische Trägerflugzeuge
Plötzlich explodierte das vordere Maga- zin, zerriss das Schiff und tötete den Groß- teil der noch lebenden Besatzung. Nur 269 Überlebende konnten gerettet wer- den. Auch die yaHagi und vier Zerstörer wurden in dem einseitigen Kampf ver- senkt, der das faktische Ende der japa- nischen Seemacht markierte.
Der Untergang der yamato entsprach vielleicht dem japanischen Sinn für Ehre, war aber militärisch vollkommen sinnlos. Auch ein Erfolg des Unternehmens hätte am Ausgang der Schlacht um Okinawa nichts geändert. Nach blutigen Kämpfen fiel die Insel schließlich am 21. Juni 1945 in die Hände der US-Streitkräfte. 7
„Nachdem die Yamato gesunken ist und während der Erzähler im Wasser schwimmt, hat er eine Art Erleuchtung. Er strengt sich an, ‚Musik’ zu hören, (...) die für die Erfüllung oder Belohnung steht, die er erwartet, nachdem er sein Leben auf den Scheiterhaufen der Nation und der Pflicht geworfen hat. Aber er hört nichts. Er erkennt, dass die Ideologie von Tod und Opfer für die Nation leer war, und ist danach entschlossen, zu leben und so viele Leben wie mög- lich zu retten. (...) ‚Bin ich am Ende aufgestanden und habe dem Tod ins Gesicht gesehen? Nein, habe ich mich nicht freiwillig dem Tod ergeben? Versteckt hin- ter der Verherrlichung von Selbstmordangriffen, nur berauscht in der Hand des Todes. Das ist es. Ein oberflächlicher Akt. (...) Erst wenn mein Leben erfüllt ist, erst dann kann ich dem Tod ins Gesicht sehen. Das Leben aufrichtig zu leben ist der Weg, dem Tod ins Gesicht zu sehen.’ ”
Christopher Smith, Yoshida Mitsuru’s 1946, The End of the Battleship yamato, 2019
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