Page 16 - Leinen los! 04/2023
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Deutsche Marine
Das fliegende Auge der Flotte Lockheed P-3C Orion beim MFG 3
Christian König
Erinnern Sie sich noch an die späten 1970er- und die 1980er-Jahre? Damals gab es eine ganze Reihe zukunfts- trächtiger multinationaler Rüstungsprojekte, die die nächste Dekade bereits in ihren Projektnamen trugen.
Aus dem damals visionären „Jäger 90“ ging der heutige Eurofigh- ter hervor. Im Projekt MPA 90 (Maritime Patrol Aircraft 90) suchte man einen Nachfolger für den „flüsternden Rie- sen“, den Seeaufklärer und U-Bootjä- ger Breguet BR 1150 Atlantic. Im Pro- jekt MPA 90 kamen Lockheed und MBB gemeinsam mit dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung 1985 zu dem Schluss, die Atlantic gegen die zeit- gemäße Lockheed P-3C Orion (Update 4) auszutauschen. Wie auch bei ande- ren derartigen Projekten sollte zwi- schen dem gegenseitigen Einverneh- men und dem Anlaufen der Beschaffung Zeit vergehen, viel Zeit. Die Wiederver- einigung Deutschlands, der Zerfall der
Sowjetunion und des Warschauer Pak- tes bremsten das Beschaffungsvorha- ben aus. Letzten Endes entschieden sich die Bundesrepublik Deutschland und Italien erst 1999 für die Beschaf- fung der Orion 2000 (Lockheed P-3C Plus), die 2007 bis 2015 zulaufen sollte. Das Auftragsvolumen sah 24 Orion vor: 14 für Italien, 10 für Deutschland. Vor der Einführung der Orion 2000 legte Lock- heed nach, bot 2002 eine verbesserte Variante mit überarbeitetem Tragwerk, leistungsgesteigerten Triebwerken und grundlegend modernisierter Avionik an. Im Grunde ein deutlich besseres Luft- fahrzeug, und doch wurde das Angebot wenige Monate später von den Nieder- landen ins Aus gestellt.
Die Königlich Niederländische Marine wollte sich im Zuge der allgemeinen Abrüstungsbestrebungen von ihren P-3C Update II.5 aus den Baujahren 1982–1984 trennen. Deutschland konnte acht, Portu- gal fünf Exemplare übernehmen. Die für Portugal vorgesehenen Orions wurden von Lockheed Martin mit neuen Tragflä- chen und dem Capability Upkeep Pro- gram Plus (CUP+) bedacht, bevor sie bei der Esquadra 601 „Lobos“ (dt. Wölfe) die dort vorhandenen P-3P ersetzten. Die Bundesrepublik Deutschland hinge- gen erwarb acht Orion, und zwar so, wie sie waren. Weil die Niederlande einen kompletten „Phase out“ abwickelten, konnte Deutschland auch umfangrei- che Ersatzteilbestände und einen Flug-
Von der Lockheed Orion liefen 1961–1990 insgesamt 757 Stück vom Band. Unsere Marine flog acht davon
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Fotos: Bundeswehr/Jana Neumann


































































































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