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Mensch.Schifffahrt.Meer.
PolarStErn in Sicht
Der Auftrag für ein neues Polarforschungsschiff ist vergeben
Hans Jürgen Witthöft
Nach jahrelangen Verzögerungen hat das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven endlich „grünes
Licht“ für ein neues Polarforschungs- schiff als Nachfolgerin der bereits 43 Jahre alten Polarstern gegeben. Den
Bau eines neuen eisbrechenden For- schungsschiffes als Ersatz für die seit 1982 in Fahrt befindliche Polarstern zu planen. Doch es dauerte bis Dezem- ber 2014, bis das Bundesforschungsmi- nisterium eine entsprechende Werft-
künftiger Betreiber federführend sein. Das AWI plante den Bau des Schiffes ab 2022 und dessen Fertigstellung im Jahr 2026. Daraus wurde aber wieder nichts, denn die neue Ausschreibung startete erst Anfang Juni 2022, nachdem der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags 2 Mio. Euro Zusatzmittel für den Bau genehmigt hatte. Geplant war zwischenzeitlich, mit dem Bau 2023 zubeginnenunddie Indienststellung2027 zu feiern. Auch daraus wurde nichts. Erst Mitte Dezember 2024 kam es endlich zu der Auftragsvergabe mit einer vorgese- henen Ablieferung 2030. Gebaut wird das neue Schiff nun auf der tkMS-Werft in Wis- mar. Heimathafen wird Bremerhaven sein. Es wird – wie seine Vorgänger – unter der Bundesdienstflagge fahren.
Die Klasse (Fahrterlaubnis der Klassifi- kationsgesellschaft) für die nach wie vor erfolgreich im Einsatz befindliche Polar- stern war vorsorglich bis 2027 verlängert worden. Seit ihrer Indienststellung 1982 hat die Polarstern bis Ende letzten Jahres 1,9 Mio. sm unter teils härtesten Bedingun- gen zurückgelegt. Das Schiff soll nun also trotz seines hohen Alters – mit entspre- chender Erneuerung der Klasse – weiter betrieben werden, bis die Polarstern 2 der Wissenschaft zur Verfügung steht. Das neue Schiff ist für eine Lebensdauer von mindestes 30 Jahren ausgelegt.
Die PolarSTern während der ArcWatch-Expedition (Nordpol) im Sommer 2023
Auftrag für den Bau des neuen Schiffes erhielt thyssenkrupp Marine Systems (tkMS), die im Bieterverfahren als ein- zige Werft ein konkretes Angebot vor- gelegt hatte. Ein knapp zweieinhalbjäh- riges europaweites Vergabeverfahren ist damit zum Abschluss gekommen. Das Auftragsvolumen beträgt 1,185 Mrd. Euro. Die Polarstern 2 soll spätestens 2030 abgeliefert werden. Wenn dieses Datum gehalten wird, hat das Verfah- ren rund zwanzig Jahre gedauert. Das ist selbst für das unter der überborden- den Bürokratie leidende Deutschland zu viel, selbst wenn es sich, wie in diesem Fall, um einen sehr anspruchsvollen Neu- bau handelt.
Die Vorgeschichte
Die lange Vorgeschichte beginnt 2010. Damals hatte der Wissenschaftsrat, das älteste wissenschaftspolitische Bera- tungsgremium in Europa angeregt, den
ausschreibung startete. Sie wurde im Februar 2020 wieder gestoppt, da sich unter anderem die technischen Grund- lagen geändert hätten. Eine erneute Ausschreibung war für das Frühjahr 2021 geplant. Diesmal sollte aber nicht mehr der Bund, sondern das AWI als
Die PolarSTern 2 in ihrem Element
22 Leinen los! 3/2025
Computergrafik: tkMS/AWI
Foto: Alfred-Wegener-Institut/Esther Horvath