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Kati und Anton

                Die ersten Sonnenstrahlen scheuchten mich aus

                dem Bett und ans Fenster, die Bergarbeiter wa-
                ren längst eingefahren und die ersten Hausfrau-
                en kämen erst nach Öffnung des kleinen Einzel-
                handels gegenüber aus den Wohnungen um ein-

                zukaufen.  Jeden  Morgen  das  gleiche  Bild  und
                auch  die  Tage  vergingen  hier  nach  einem  in
                Stein gemeißelten Plan den nichts und niemand
                hätte  ändern  können  oder  wollen.  In  Vororten
                wie  diesem  gab  es  nur  Langeweile  für  einen
                zehnjährigen  Jungen  wie  mich,  die  Siedlung

                war vor acht Jahren auf den Sauerwiesen gebaut
                worden wo seit der Steinzeit kein Mensch mehr
                gehaust hatte, Abenteuer fanden woanders statt,
                fernab und immer ohne Anton Schenk. Ich war

                froh bald bei Oma und Opa in  Wunsbrecht zu
                wohnen,  anfangs  skeptisch  denn  in  meinem
                Schulatlas  war  keine  Stadt  mit  diesem  Namen
                zu finden. Erst ein Foto vom Haus, das Opa sei-
                nem letzten  Brief hinzugefügt hatte, zerstreute

                meine  Bedenken,  so  stellte  ich  mir  einen
                Burghof  vor.  In  meiner  Phantasie  durchstreifte
                ich bereits Höhlen auf der Suche nach verborge-
                nen Schätzen und fieberte dem Tag unserer Ab-
                reise entgegen.




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