Page 149 - Art Auction June 27, 2020 Lempertz (German Text)
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            Seltenes Netsuke eines kleinen Jungen als sumô-Ringer.
            Elfenbein. Frühes 19. Jh.
            Lachend, den kleinen aber bereits massigen Körper leicht vorn-
            über gebeugt und in Schrittstellung stehend. Mit der rechten
            Hand seinen keshômawashi (Brokatgürtel) raffend, betritt er
            möglicherweise gerade den dohyô (Ring).

            Bereits zur Meiwa-Zeit (1764 - 1772) waren sumô-Kämpfe
            von Kindern bei großen öffentlichen Anlässen populär und
            standen denen der Erwachsenen in Sachen Organisation und
            Ausstattung nur geringfügig nach. Noch heute werden anläss-
            lich des Chrysanthemenfests (oder auch: Choyo no Sekku) am
            neunten Tag des neunten Monats am Kamigamo Jinja Schrein
            in Kyôto sumô-Ringkämpfe von Knaben ausgetragen (Karasu-
            zumo). Aufgrund deren Unschuld werden die Kämpfe als Gabe
            an die Götter zum Schutz vor bösen Geistern veranstaltet.
            H 3,8 cm

            Provenienz
            Sammlung Karl-Ludwig Kley
            Literatur
            Abgeb. in: Rosemary Bandini, Tiny Titans. The sumo netsuke
            collection of Karl-Ludwig Kley, Hong Kong 2006, S. 61, Nr. 71
            Rokusho, Ausgabe 6/2000, S. 16
            Vgl. eine sehr ähnliche Ausführung von Masanao (Kyoto) in:
            Raymond Bushell, Netsuke Familiar and Unfamiliar, Tokyo
            1975, Nr. 760                                                           316

            € 1.400 – 1.800






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            Singender Junge. Holz und Lack. 2. Hälfte 19. Jh.
            Den Mund weit geöffnet, die Zunge dabei sichtbar, blickt der
            Junge leicht nach oben. Gekleidet in einen voluminösen, mit
            dichten Rautenmustern und sechs mon in Goldlack fein ver-
            zierten kimono, an dessen Rückseite er ein kinchaku am Gürtel
            trägt. Das separat geschnitzte kinchaku ist über ein eigenes
            Kordelloch an der Rückseite mit der Kordel verbunden und
            dient selbst als Knebel.
            H 5 cm
            Provenienz
            Privatsammlung, Hamburg, erworben bei Galerie Gemini,
            Holzkirchen
            Literatur
            Vgl. ein ähnliches Netsuke in: Hollis Goodall, The Raymond
            and Frances Bushell Collection of Netsuke. A Legacy at the
            Los Angeles County Museum of Art, Chicago/Los Angeles
            2003, S. 447, Katalognr. 738. Auch dort fungiert das separat
            gearbeitete kinchaku als Arretierung.
                                                                                    317
            € 1.000 – 1.200

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