Page 6 - Vegan für alle
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 NEUENTWICKLUNG_MCDONALD’S
Ausgangsfragen: Gemüse oder Fleischersatz? Falls Fleischersatz – Chicken oder Beef?“, erklärt er. Die Entscheidung fiel schließlich auf ein Patty auf Basis von Soja und Weizen, ergänzt durch Rote Bete, Paprika und Karotte. Ein klassisches Fleisch- ersatzprodukt also, das in Optik, Ge- schmack und Konsistenz nahe am Beef-Patty liegen soll. Aufgeschnit- ten imitiert die rote Gemüse-Fär- bung ein Medium Rare gebratenes Rindfleisch-Patty.
Produzent des veganen Bratlings ist Nestlé. Unter der Marke Garden Gourmet vertreibt der Schweizer Le- bensmittelkonzern seinen ‚Incredi- ble Burger‘ auch im LEH. Gentech- nikfreies zertifiziertes Soja wird in den USA eingekauft, produziert wer- den die Pattys in Tschechien. Die un- verbindliche Preisempfehlung für den Verkauf des Big Vegan TS in den McD-Restaurants liegt bei 3,79 Euro. Damit wird das Produkt etwa in der Preisklasse der Wraps liegen. Mit 389 kcal liegt der vegane Burger unter den Menu Items im Mittelfeld.
„Ob wir mit dem Big Vegan TS tat- sächlich auch neue Kunden gewin- nen und Veganer überzeugen, kön- nen wir nicht vorhersagen“, so Wach- holz‘ nüchterne Einschätzung. Aber man habe nun immerhin eine Opti- on, die man der Zielgruppe anbieten könne. „Grundsätzlich sehen wir die Nachfrage nach fleischlosen Produk- ten aber ohnehin weit über die Nische der vegetarischen und veganen Esser hinauswachsen. Immer mehr Deut- sche wollen immer öfter auch mal auf Fleisch verzichten.“
Auch diese Überlegung sei in die Pro- duktentwicklung eingeflossen. „Die einen erwarten von fleischlosen Al- ternativen einen fleischnahen Ge- schmack, anderen ziehen Gemüse vor. Wir haben uns für den typischen McDonald’s-Geschmack entschie- den“, so Wachholz. Das gelte ebenso für die Zutaten rund um das Patty: Klassisches Sesam-Brötchen, Lollo- Bionda-Salat, Tomate, Salzgurke, ro- te Zwiebeln, Ketchup und Senf. „Alles, was wir ohnehin im Restau- rant nutzen.“
Brancheninsider schätzen das Volu- men für den Big Vegan TS zum Auf- takt auf 15.000 Stück pro Tag, sprich:
Drei Fragen an Annette Mützel
  18/19 foodservice 5/2019
zehn Burger pro Restaurant. „Die Po- tenz der Nachfrage lässt sich erst nach Auslaufen der begleitenden Media- Kampagnen bewerten – etwa zwei bis drei Monate nach der Einführung“, meint Wachholz.
Beworben wird der vegane Burger auf unterschiedlichen Kanälen – Online, Out-of-Home, Social Media, Print und möglicherweise auch Kino – ab dem 26. April. Der Launch ist einge- bettet in die jüngst gestartete Glaub- würdigkeitskampagne unter dem Ti- tel „Ob du’s glaubst oder nicht“. Die Einführung des ersten veganen Bur- gers will McDonald’s als Beweis an- führen für seine Bemühungen, im- mer besser zu werden. Weitere „Be- weise“ sollen im Laufe des Jahres fol- gen, kündigte Wachholz an.
Mit dem veganen Burger übernimmt McDonald’s Deutschland als erster großer Ländermarkt eine Pionierrol- le innerhalb des Konzerns. Allein die Finnen waren schneller, sie führten schon vor eineinhalb Jahren einen McVegan auf Gemüse-Basis ein. Mittlerweile ein festes Menu Item. In Großbritannien launchte McDo- nald’s zu Jahresbeginn einen vegeta- rischen Burger und McDonald’s Österreich hat eine eigene Veggie Plattform zur Bewerbung der fleisch- losen Artikel eingerichtet.
Einen vegetarischen Burger gab es bei McDonald’s Deutschland übrigens bereits seit einiger Zeit. Im Unter- schied zum Big Vegan TS war der Veggieburger TS mit Quinoa-Patty allerdings nur Teil des Snack-Sorti- ments und nicht als Menü-Kombina- tion erhältlich. Belegt mit Cheddar- Käse, schied er für eine vegane Ziel- gruppe aus und wurde mit der Einfüh- rung des Big Vegan TS ausgelistet. 􏰀
Charlotte.Holzhaeuser@dfv.de
Annette Mützel
kennt und versteht die Foodservice-Branche wie kaum eine andere. Über Jahr- zehnte war sie verantwortlich für Marketing und Operations bei unterschiedlichen Brands von Burger King über Ikea bis Nordsee. 2003 gründete sie ihre eigene Marken- beratung foodservice solutions. Foto: Anna-Lena Ehlers
Was steckt heute hinter Ernährungs- entscheidungen?
An erster Stelle steht natürlich die Prämisse: Das Essen muss schmecken und mir gut tun. Ich muss mich wohlfühlen mit dem Produkt, aber auch mit dem Drumherum. Wie und wo meine Bedürfnisse erfüllt werden, variiert natürlich je nach Tageszeit, Stimmung und Begleitung stark.Ge- nerell und fast alle Zielgruppen über- greifend ist eine stark wachsende Bewegung hin zu gesünderen Pro- dukten zu beobachten.
Wird ein veganes Angebot für alle Foodservice-Anbieter Pflicht? Grundsätzlich gilt die Regel: Spezia- list vor Generalist. Wer alles im Port- folio hat, verliert seine Glaubwürdig- keit. Konzepte mit einer jungen Ziel- gruppe sollten allerdings schon einige vegane oder vegetarische Produkte anbieten. Allein schon, um das Kon- zept gruppentauglich zu machen. Insgesamt wird der Fleischanteil auf den Speisekarten, aber auch auf den Tellern, abnehmen. Auch Gerichte, die Fleisch enthalten, werden nicht mehr davon dominiert: Der Anteil der anderen Komponenten wächst, während Fleisch zum Add-on wird.
Lange galt der Verdacht, dass vegane Angebote eher aus Marketing-Grün- den denn aufgrund tatsächlicher Nachfrage wichtig sind. Ändert sich das jetzt?
Ja, die Erwartungshaltung an unsere Ernährung hat sich spürbar ver- ändert. Besonders bei der jungen Zielgruppe wächst das Bewusstsein für die Verantwortung für unseren Planeten. Ein veganes Angebot ver- braucht nun mal weniger Ressourcen. Der Anteil der Vegetarier und Flexi- tarier hat deutlich zugenommen. Vegan wird sicher kein Modell für die Breite, aber in meinen Augen eine größere Nische. Der Trend zur fleisch- losen Ernährung wird vorwiegend von den Millennials – allen voran den jungen Frauen – getragen. Aber die Sensibilisierung für eine nachhaltige, gesündere Ernährung hat auch Män- ner und ältere Menschen erreicht.















































































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