Page 89 - Dokumentation: IPA
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Interview- partner
• Peter Steiner, Ehemaliger Arzt und Solution Architekt eHealth • Michael Ziegler, Key Account Management
• Marcel Theiler, Projektleiter
• Raphael Frangi, Head of Marketing Swisscom Health
Wie sieht deiner Meinung nach die Kommunikation im Gesundheitswesen aus in der Zukunft/ im Jahre 2020?
Peter Steiner
Grundsätzlich ist es so, dass sich Prozesse im Gesundheitswesen erfahrungsgemäss sehr langsam ändern. Das heisst, dass von dem Zeitpunkt an wo man beschlossen hat etwas im Bereich eHealth zu machen, auf Bundesebene bis heute, es gewisse Änderungen gegeben hat zB in der Kommunikation. Es hat zum Beispiel wahrschein- lich noch mehr Praxen/ambulante Leistungserbringer wo vielleicht mit einem elektronischen System Daten verwalten. Aber niemals in dem Ausmass, in dem man
es sich erho t hatte. Von dem her abgeleitet, würde ich jetzt sagen das man 2020 wahrscheinlich immer noch an einem ähnlichen Ort ist wie heute. Also ich glaube nicht, dass man dann eine schöne neue Welt hat, alles tiptop funktioniert, nahtlos und medienbruchfrei. Ich denke der Anteil von Leistungserbringer die elektronisch dokumentieren wird zunehmen. Das liegt einer-seits vielleicht auch am EPD-Gedanke, vor allem liegt es eigentlich daran, dass das Gesundheitswesen generell ein bisschen ändert. Es gibt weniger Einzelpraxen und mehr Gruppenpraxen/ Praxisgemeinschaften, Modelle wo Ärzte sich gegenseitig stellvertreten und sozusagen die elektronische Dokumentation dann auch ein grösserer Nutzen bringt. Das zweite wäre, dass die elektronischen Systeme besser werden im Sinn von, dass sie den Arzt vielleicht besser unterstützen können, in dem sie weitere Funktionen anbieten und wir vielleicht auch eine Rolle spie-len können. ZB das man aus einer Praxissoft- ware ein Rezept schicken kann. Ich glaube das wird auch ein Anreiz sein, dass eben mehr umsteigen. Aber es ist vor allem eigentlich gedacht die Strukturveränderung im Gesundheitswesen, wo dafürspricht, dass man elektronisch Daten er-hebt. Es wird aber im ambulanten Bereich nach wie vor so sein, dass ein grosser Teil 2020 auf Papier dokumentiert. Jetzt muss man einfach sehen, dass Papier, Telefon und Fax ist meiner Meinung nach sind das Er ndungen wo man nicht einfach ersetzen kann, weil sie so viele Vorteile haben. Also ich glaube nicht an eine Revolution im Gesundheitswesen, ich glaube an einen evolutiven Prozess, wo langsam fortschreitet, wo vielleicht einen Generationenwechsel braucht, wo in die Richtung geht, dass man elektronische Hilfsmittel ein-setzt. Aber man muss auch immer bedenken, dass die elektronischen Medien, junge Medien sind, die sich noch bewähren müssen. Das Internet gibt es seit Ende 90er, also 20 Jahre. Das ist noch nicht eine lange Zeit und es kann auch jederzeit etwas passieren wie zB ein Super-GAU im Bereich Datenschutz, wo dazu führt, dass Leute da wieder einen Schritt zurückgehen.
Michael Ziegler
Also ich denke, dass die Kommunikation direkter wird und auch mit Apps und Chatbots, wo einem helfen.
Marcel Theiler
2020 wird relativ schnell kommen. Von dem her wird es sich 2020 nicht wahnsinnig ändern. Wir werden auf der Seite Austauschformate mit Dokumenten sicher noch stückweise vorwärts machen. Das wir die Komptabilität unter den Systemen noch hinbekommen mit diesen Austauschformaten. Aber in der mittelfristigen Zukunft werden sicher diese Systeme selber untereinander kommunizieren. Also eben alle diese Wareables und die ganze Sensorik werden da viel mehr Logik bekommen, viel mehr Kompetenzen, dass sie dir Unterstützung bieten können. Ein kleines Beispiel: Wenn man einen Zuckerkranken betrachtet, der muss heute meistens noch aktiv eingreifen. Der wird in Zukunft wahrscheinlich 100% Autonomie bekommen. So ein Gadget wo vielleicht eingep anzt wird und dort den Zuckerspiegel komplett selber regelt. So gibt es ganz viel, wie Herzschrittmacher welche heute sehr trivial sind.
Raphael Frangi
Ich bin überzeugt, dass dann viele Kommunikationswege die man heute kennt, verloren gehen. zB Fax und andere schriftliche Wege werden an Bedeutung verlieren. Ich bin überzeugt, dass sich diese Verantwortung wo sich Richtung Patient verschiebt zunehmen wird und das widerspiegelt sich auch in der Kommunikation, heisst konkret, wenn ein Patient ein Patientendossier hat und dort jetzt erstmals in der Verantwortung ist von seinen Daten, dann wird plötzlich proaktiv mit Fragen auf Leistungserbringer zugehen. Und das ist ein Game-Change. Ich glaube das wird Hauptpunkt wo sich in der Kommunikation ändern wird, dass der Patient proaktiv nachfragt und nicht mehr in der passiven Rolle ist in der Kommunikation
Laura Semeraro | 87
Komplettes Interview


































































































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