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Behavioral Optometry
BOAF
Volume1 Number1 2012
sie in einer Vielzahl von ver- schiedenen und komplexeren Wegen zu trainieren. Es ist inte- ressant dass auch Susan Barry betont, dass „der Reiz des Neuen“ ein entscheidender As- pekt bei der Entwicklung ihrer Stereopsis war. Dieser Aspekt ist entscheidend für die visuelle Rehabilitation.
Ein Beispiel hierfür kann bei der Rehabilitation des mit Pare- se oder Lähmung geschädigten 6. Kranialnervs gesehen wer- den. Eine Überlegung wäre es, dem Patient einfach zu sagen, er solle seine Augen zur Seite bewegen, um so die Funktion wieder herzustellen. Aber die bisherige Forschung würde vor- schlagen, erst alle sekundären und tertiären Bewegungen zu verbessern.
Anstatt „Augenbewegung zur Seite“ sollten wir unseren Patienten anleiten, in die ge- wünschten Richtungen, die wir verbessern wollen, zu üben. Dies beinhaltet viele Variationen mehr, als hoch und zurück und nach unten und zurück. Ciuffre- da und andere fassen die Arbeit von Ron et al. zusammen Die besagt, dass wir genauso Au- genfolgebewegungen, Blick- sprünge, doll´s eye und Bewe- gungsprozesse (OKN) in all die- se Richtungen während der Re- habilitation der äußeren Au- genmuskeln integrieren sollten.
Hier ein Beispiel für oculo- motorische subsystematische Übertragung:
Wenn man Blicksprünge mit einem Patienten mit EGV trai- niert, funktionieren diese
schneller und genauer. Doch nicht nur das, es verbessern sich auch die anderen Augen- bewegungen. Die insgesamt beste Genesung wurde gefun- den, wenn mehrere Systeme gleichzeitig gefordert wurden. Dieses Konzept der unter- schiedlichen Therapien aus ver- schiedenen Richtungen, kann auch die Begriffe monokulares und binokulares Training bein- halten.
Die Behandlung von er- worbenen Gehirnverletzungen Dem gesamten Behand- lungsplan für einen Patienten mit EGV sollten zur Unterstüt- zung der Rehabilitation kom- pensatorischen Strategien hin- zugefügt werden, deren Einsatz in der ersten Phase der Rehabi- litation unterstützend sein kön-
nen.
Sich an einer Wand ab-
zustützen um das Gleichge- wicht zu halten, oder den Ge- brauch von Okklusion bei Dop- pelbildern kann ein Kompensa- tionsmechanismus sein, um die Angst vor Stürzen zu reduzie- ren. Dies würde die Sicherheit während des Gehens verbes- sern. Auch könnte man eine selektive Okklusion verwenden, damit der Patient ohne Doppel- bilder leben und das volle Seh- feld unter Wahrung seines Gleichgewichts nutzen kann.
Da jeder Fall anders ist, sollte auch jeder Fall individuell betrachtet werden. Während des Rehabilitations-Prozesses erholen sich einige Patienten
schneller und andere langsa- mer.
In manchen Fällen ist es nicht immer möglich, eine kom- plette Genesung oder Rehabili- tation der visuellen Folgeer- scheinungen zu erreichen. Die kompensatorischen Strategien werden somit zur dauerhaften Grundlage.
Der wichtigste Faktor in der Rehabilitation ist es, nicht zu vergessen, den Patienten in sei- ner Gesamtheit zu sehen. Wir müssen sicherstellen, dass wir alle die verschiedenen Bedürf- nisse des Patienten kennen und mit ihm die angestrebten Ziele abstimmen.
Der Patient, der Physiothe- rapeut, alle weiteren Mitglieder im Reha-Team und Sie, der Op- tometrist, könnten völlig unter- schiedliche Ziele haben. Oft ist aber eine Ergänzung dahinge- hend möglich, die Therapien abzuändern, basierend auf Ihren Auswertungen.
In der Zusammenarbeit, können Sie dem Patienten hel- fen, seinen Zustand mit weniger Frustration zu verbessern und ihn unterstützen, sein bestmög- liches Potential in kürzerer Zeit zu erreichen. Der Basisschlüssel für eine erfolgreiche Zusam- menarbeit ist Information. Jede Profession kann seine Erfahrun- gen und sein Wissen ins Team einbringen.
Hierfür das Beispiel eines Patienten, der in Folge einer Gehirnerschütterung an Gleich- gewichtsstörungen leidet und aus diesem Grund eine optome- trische Intervention braucht.
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