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     Behavioral Optometry
BOAF
Volume1 Number1 2012
arbeiten. Oft werde ich gefragt, wie lange muss ich warten, bis ich zu einem Optometristen zu einer Überprüfung gehen kann.
Ich empfehle, dass alle Fra- gen zu visuellen Folgeerschei- nungen auch eine Kontrolle der visuellen Funktionen nach sich ziehen sollten, um Blockaden im Erholungsprozess zu lösen und eine schnellere und vollständi- gere Genesung des Patienten zu gewährleisten.
Neurogenese und Neu- roplastizität
Neurogenese und Neu- roplastizität sind ein immer schneller und ständig wachsen- der Bereich der Forschung. Wir wissen, dass Neurogenese un- ser gesamtes Leben stattfindet und ein wichtiger Faktor bei der Erholung von einer erworbenen Gehirnverletzung sein kann. Neuroplastizität ist ein kontinu- ierlicher Prozess und in großem Maße an der visuellen Rehabili- tation beteiligt. Sie können „Se- hen und Neuroplastizität“ in ihre Suchmaschine eingeben und werden eine Menge an For- schung zu diesem Thema fin- den.
Hier noch zwei weitere Quellen, die sich als nützlich erweisen um diesen Bereich besser zu verstehen: Das erste Buch heißt “Spark“ (Funke) von Ratey. Er diskutiert die Bedeu- tung von Bewegung bei psy- chologisch/neurologischen Er- krankungen. Seine Betonung liegt in der Überlegung, dass durch Augenübungen viele Symptome der unterschiedli-
chen Bereiche verbessert wer- den können, einschließlich Ge- dächtnis, Selbstvertrauen, Auf- merksamkeit und psychologi- sche Bedingungen.
Er führt an, dass der Einsatz von sinnvollen Augenübungen die Notwendigkeit von Medika- menten herabsetzten könnte. Auch ich glaube, dass einer der kritischsten Punkte ist, dass manche Medikamente, die in Folge einer EGV eingesetzt werden, zu viele Nebenwirkun- gen haben. Diese Nebenwir- kungen könnten reduziert oder sogar eliminiert werden, wenn die optometrischen Übungen mit einer Modifikation oder möglichen Absetzung der Medi- kamente kombiniert werden. Der wichtigste Punkt bei der Ausübung der Aufgaben ist die Einbeziehung von Augenbewe- gung in das Rehabilitationspro- gramm. Wahrscheinlich ist der größte Indikator für eine Erho- lung während der Rehabilitation die Entwicklung von spontanen und willentlichen Bewegungen. Wenn ich diese auftreten sehe, weiß ich, dass der Patient auf dem Weg zur Erholung ist. Oft kann die visuelle Verarbeitung, wie die Aktvierung der Augen- bewegungen, ein Anstoß sein, der eine motorische Steuerung des gesamten Körpers auslösen kann.
Ein schönes Beispiel für die wichtige Verbindung von Augen zu Körper ist das Auto fahren. Ist ihnen während des Fahrens schon einmal aufgefallen, wenn sie ihren Blick zur Seite richte, dass sie automatisch das Lenk-
rad und somit auch ihren Wa- gen in die gleiche Richtung steuern?
Der zweite kritische Aspekt ist darin zu sehen, dass jede Bewegung des Kopfes eine Stimulation des Vestibular-Sys- tems verursacht.
Wenn das Gleichgewichts- organ einen Input erhält, rea- giert es mit erhöhter Erregung und Aufmerksamkeit, der Pati- ent hat hierdurch die Möglich- keit sich besser an seiner Re- habilitation zu beteiligen. Wir schütteln beispielsweise unse- ren Kopf um das schläfrige Ge- fühl loszuwerden und um wie- der wacher zu werden, wenn wir während des Autofahrens müde werden.
Die zweite wichtige Refe- renz kommt von Coyle in sei- nem Buch „ The Talent Code“. In seinem Buch beschreibt er eine kleine Gruppe Menschen die durch die unterschiedlichs- ten Trainings in ihren Sportarten über sich hinauswachsen. Ein Beispiel ist das plötzliche Auf- treten vieler koreanischer Frau- en bei professionellen Golftur- nieren oder das eine kleine Stadt in Russland plötzlich die besten Tennisspieler der Welt hervorbringt. Sein Schlüssel ist die Myelinisierung und wie sie sich entwickelt und gepflegt wird.Wir wissen, dass Wasse- raufnahme und eine angemes- sene Ernährung wichtige Krite- rien sind. Nach Coyle müssen wir aber auch Motivation und die „Deep-Praxis“ berücksichti- gen. „Deep-Praxis“ bedeutet, eine Aufgabe anzunehmen und
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