Page 62 - Serviert das Magazin Heft 3
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   Das Interview
6 FRAGEN AN ...
Das Interview
 wegen der Bedingungen und Voraussetzungen bis zu zehn Jahren gedauert.
Nun, wir hatten alle Bedingungen binnen dreier Monate übererfüllt. Verein, Satzung, notariell beglaubigt, amtsgerichtlich genehmigt, Vorstand gewählt, Beirat gebildet. Werbeprospekt vorbereitet, Räumlichkeiten erhalten. Hatten mit allen Parteien gesprochen, mit Gewerkschaft und Arbeitgeberverband, mit den beiden hiesigen Zeitungen eine Koopera- tion besprochen, mit den Kirchen und weiß der Geier mit wem noch. Und haben dann der Lan- desmedienanstalt mitgeteilt, dass die für uns reservierte Radiofrequenz und auch die üblichen Gelder freigegeben werden könnten.
Das hätte bedeutet, dass die Landesmedienan- stalt bei gegebenem Gesamt-Budget anderen Sendern Mittel hätte kürzen müssen. Das wollte der Herr von der Medienanstalt nicht.
Und umgekehrt, wir hätten, weil Bürgerfunk werbefrei sein muss, keine rund 50 Tausend Euro nicht zusammen bekommen.
Ende. Aus. Vorbei.
Serviert das Magazin:
Gibt es eigentlich noch ein Thema, über das Sie unbedingt schreiben möchten?
Klaus Henseler:
Nein, jein, weiß nicht. Die "Kartoffel" ist ja dadurch entstanden, dass ich bei einem Hamburger Italiener ein kulinarisch unbefriedi- gendes Pasta-Erlebnis hatte. Dabei war eine junge Dame, die gerade ihre Magisterarbeit über irgendein Gedöns fast fertig hatte.
Ich empfahl ihr — vergeblich, aber verständ- lich — doch über die Kartoffel zu schreiben. Da könnte sie das Schulwesen beim Alten Fritz,
die Entwicklung der Landwirtschaft, die Hexen- verfolgung und andere Themen zur Frauen- befreiung unterbringen ueswe. usewe.
So fing das ganz harmlos an: Dir werd ich zeigen, was das für interessantes Thema ist.
Erste Auflage: etwa 30 Exemplare. Nachdruck. Als Kapitelschluss wollte ich nunmehr immer eine Briefmarke mit einem Kartoffelmotiv nehmen. Daraus entwickelte sich eine Sammlermanie: will haben, will alle haben.
Hab’ aber nur 98 Prozent zusammenbekommen.
Serviert das Magazin:
Schriftsetzer, Betreiber einer Webseite, Buch- autor. Hängt das alles zusammen?
Klaus Henseler:
Nö. Das hängt eher damit zusammen, dass man vorplanmäßig in den Ruhestand verabschiedet wurde und in den Unruhezustand überwech- selte und — etwas hochtrabend formuliert — noch irgendetwas Sinnvolles machen will.
Ich bin ja außerdem in einigen Vereinen, wie viele Rentner, aktiv geworden und habe die Schreiberei ja nur nebenbei betrieben. Aus der Biefmarkensucherei für die Kartoffel hat sich die Suche nach Briefmarken aus dem Druckge- werbe angeschlossen — weil ich ja zu diesem untergegangenen Gewerbe eine besondere Beziehung habe. Für deren Zeitung schreib ich ja auch noch hin und wieder regelmäßig.
Serviert das Magazin:
Ihr neues Buch handelt über "Margarine". Wenn man jemanden zu diesem Streichfett befragt, kommt nur: gelb, Butterersatz, günstig. Aber da muss es anscheinend noch mehr geben. Wie entstand diese Idee?
Klaus Henseler:
Die Margarine wurde offiziell 1869 von dem Franzosen Hippolyte Mège Mouriès erfunden. Also, nächstes Jahr wird sie 150 Jahre alt. Ein offizielles Jubiläum wird’s wohl nicht geben —
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