Page 142 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Gottl. Friedr. Lipps.
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"Wissenschaft von den Bewusstseinsinhalten, die der Erfah-
rungswissenschaft vom gegenständlich Bestehenden zugehört.
Ist hingegen die Beziehung ""nicht durch das bloße Erfassen von
a und a^ bedingt, so bildet sie einen ursprünglich und schlechthin
gegebenen Bestandtheil der Erfahrung, der im Verein mit der That-
sache, dass a und a^ als Bewusstseinsinhalte vorliegen, anerkannt
werden muss. Zu der Bestimmtheit, die a und a^ als Bewusstseins-
inhalte besitzen, tritt somit noch die weitere, neue, im Akte des
beziehenden Denkens gegebene Bestimmung, wonach das Bestehen
von a das Bestehen von a^ im Zusammenhang mit a zur Folge hat.
Demgemäß erschöpft sich die Bedeutung von a nicht darin, ein Be-
wusstseinsinhalt zu sein; es muss ihm vielmehr überdies die nicht in
der Bestimmtheit des Bewusstseinsinhalts liegende Möglichkeit zuer-
kannt werden, das Auftreten von a^ zu veranlassen, wonach es als die
Ursache von a^ zu bezeichnen ist. In entsprechender Weise gewinnt a,,
abgesehen davon, dass es als Bewusstseinsinhalt auftritt, die Bedeu-
tung in seinem Bestehen von a abhängig zu sein und sonach als die
"Wirkung von a sich darzubieten. Ein in solcher Weise als Träger
einer Ursache oder einer Wirkung gegebener Gegenstand soll eine
Substanz genannt werden.
Da nun die Ursache als der substanziell bestehende G-rund und
die Wirkung als die substanziell bestehende Folge sich wechselweise
bedingen, so können die Substanzen nicht beziehungslos existiren.
Sind es doch gerade die von der Erfahrung dargebotenen und nicht
in den Bewusstseinsinhalten als solchen begründeten Beziehungen,
welche dazu nöthigen, den mit ihnen behafteten Gegenständen eine
substanzielle Existenz zuzuschreiben. Das Erkennen solcher Be-
ziehungen ist die Aufgabe der Wissenschaft von den Sub-
stanzen.
Demgemäß zerfällt die Erfahrungswissenschaft vom gegenständlich
Bestehenden in die beiden Wissenschaften von den Bewusstseins-
inhalten und von den Substanzen, sofern einerseits die Bewusstseins-
inhalte auf der Bethätigung des erfassenden Denkens und ihre
Beziehungen auf den im erfassenden Denken zu Tage tretenden
Thatsachen der Erfahrung beruhen, und sofern anderseits jede
Substanz und zugleich jede Beziehung zwischen Substanzen auf einen
im beziehenden Denken gegebenen Erfahrungsinhalt sich gründet.