Page 473 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Beiträge zur Psychologie des Traumes.
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stellte sich die Vorstellung einer Scene der französischen Revolution
ein, es war ein Volkshaufe sichtbar, in dessen Mitte ein Mann auf
erhöhtem Standpunkt erschien, die phrygische Mütze tragend und eine
Fahne schwingend; gleichzeitig aber tauchte eine Vorstellung aus
meiner Studentenzeit auf, ich sah die Mitglieder einer academischen
Verbindung in ihren bunten Mützen und gedachte des studentischen
Wahlspruchs »Freiheit, Ehre, Vaterland«.
Angesichts dieser Beobachtungen erscheint mir als plausibelste
Erklärung jener Träume mit der angenommenen reactiven Wirkung
die, dass es sich um eine Gruppe complicirter, aber wenig klarer
Vorstellungen handelt, die im Gefolge eines intensiven Eeizes auf-
treten, deren scheinbare Succession lediglich in der beim Reprodu-
ciren und vor allem bei der sprachlichen Wiedergabe geschehenden
Anordnung beruht. Ich kann daraus jedoch keinen Grund gegen die
Annahme länger dauernder Traumreihen entnehmen. Vielmehr möchte
ich aus der Thatsache der vielfachen Wiederholungsträume gerade
schließen, dass in der Regel dem normalen, spontanen Erwachen eine
längere Reihe von Träumen mehr weniger zusammenhängender Art
vorausgeht und nur im Fall einer plötzlichen, intensiveren Störung
dem Sinnesreiz eine Fülle von verwickeiteren Vorstellungen entspricht,
deren Reproduction weit längere Zeit in Anspruch nimmt, als zwischen
Reiz und Erwachen verlief, wobei eine zeitliche Aneinanderreihung
und Verschiebung gleichzeitig auftretender Vorstellungen bei der Re-
production zugegeben werden kann.
Als Beispiel solcher Wiederholungsträume möchte ich folgenden an-
führen Ich träumte, dass ich in einer hügehgen Stadt weitläufige Besor-
:
gungen zu machen hätte, aber nicht recht gehen konnte, weshalb ich
eine Droschke nahm. Nunmehr schien mir aber der Weg doch wieder so
nah zu sein, dass ich mich über die unnöthige Ausgabe füi* eine Droschke
ärgerte. Ich suchte den Preis auszurechnen, es kamen mehr als zehn
Mark heraus, was mich besonders lebhaft ärgerte, um so mehr als mir
einfiel, dass ich kürzlich schon einmal unnöthigerweise zehn Mark aus-
gegeben hatte. Ich fragte auf einem großen Platz den Kutscher nach dem
Preis, er rechnete jedoch aus mehreren Posten eine noch weit höhere
Summe heraus , worüber ich so unwillig war, dass ich ausstieg und
nach Schutzleuten rief. Vergebens; wenn man sie braucht, sind sie
nicht da, sagte ich mir. Endlich sah ich einige uniformirte Leute