Page 29 - IHK epaper - EBook 01_02_2023
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  Dr. Armin Seitz ist mit der Moll Marzipan GmbH gut durch die jüngsten Krisenjahre gekommen – auch weil er sich meist früh auf die Probleme einstellen konnte
von Michael Gneuss
G erade für Mittelständler sind intensive Kontakte zu den Geschäftspartnern wich- tig, meint Moll-Marzipan-Geschäftsführer Armin Seitz. Denn aus den Gesprächen mit
Kunden, Lieferanten und Mitarbeitenden erhält er wichtige Informationen, die ihm mitunter auch als Signale für bevorstehende Krisen dienen.
Berliner Wirtschaft: In den vergangenen Jahren wurden Unternehmen immer wieder mit neuen Notsituationen konfrontiert. Was macht Ihnen im Moment die größten Sorgen?
Dr. Armin Seitz: Die größte Sorge habe ich davor, dass wir vor lauter Krisen die eine oder andere Ent- wicklung am Markt nicht erkennen. Die Krisen selbst muss man managen, wenn sie sich ankündigen. Es bringt meiner Ansicht nach wenig, für alle Eventu- alitäten Notfallpläne in der Schublade zu haben. Ich habe in meinem Leben schon so viele Notfallpläne gemacht, und die haben nie funktioniert, weil doch alles anders kommt, als man es erwartet. Wichtiger ist, dass man flexibel bleibt und schnell Maßnah- men trifft – und natürlich, dass man sein Geschäft im Griff und die Marktentwicklungen im Blick hat.
Welche Krise hat Ihnen zuletzt am meisten zu schaffen gemacht?
Wir sind schon mit unserem tagtäglichen Geschäft sehr gefordert, weil wir in einem sehr hart umkämpften Markt tätig sind. Als Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie standen wir auch nie so im Brennpunkt einer der jüngsten Krisen. Wir sind also recht gut durch die Zeit gekommen. Aber um Ihre Frage konkreter zu beantworten: Mit der Coro- na-Krise war natürlich nicht zu rechnen. Wir muss- ten zwar keine Kurzarbeit einführen, aber die Pan- demie war ein Beschleuniger für Entwicklungen, für die wir sonst vielleicht zehn Jahre Zeit gehabt hätten.
Was meinen Sie?
Insbesondere denke ich an die Arbeit im Homeoffice. Wir sind ein eher konservativer Betrieb, aber irgend- wann hätten wir uns mit modernen Arbeitsformen
beschäftigen müssen. Durch Corona sind wir von heute auf morgen in dieses Thema hineingezwungen worden. Das war schwierig. Ich selbst bin kein gro- ßer Freund von Homeoffice. Ich schätze, ich habe in den vergangenen drei Jahren vielleicht drei Mal von zu Hause aus gearbeitet. Aber während der Pande- mie mussten wir es natürlich ermöglichen, und viele unserer Mitarbeitenden wollen das auch.
Hat Sie nicht auch die Energiekrise schwer getrof- fen? Sie brauchen schließlich hohe Temperaturen. Ja, die brauchen wir, sonst schmilzt der Zucker nicht. Aber von den hohen Energiepreisen bin ich nicht überrascht worden. Das hat sich angekündigt. Auch ist uns schon lange klar, dass Unternehmen klima- neutral werden müssen. Wir haben uns schon 2020 das Erreichen der Klimaneutralität für 2023 vorge- nommen. Das schaffen wir auch. Aufgrund der höhe- ren Energiepreise rechnen sich unsere energiebezo- genen Investitionen besser. Deshalb haben wir Pläne vorgezogen und 2022 noch einmal 15 Prozent unse- res Energiebedarfs eingespart.
Also haben Sie sich frühzeitig auf hohe Energiepreise vorbereitet. »
Mandeln sind für Moll Marzipan der wichtigste Rohstoff und größte Kostenfaktor. Geschäftsführer Armin Seitz (links) versucht ständig, effizienter mit dem Lebensmittel umzugehen
Amin Seitz
Geschäftsführer
Der Diplomkaufmann kam 2006 als Geschäftsführer zu Moll Marzipan. Im Zuge eines Management-Buy- outs wurde er 2008 zum geschäftsfüh- renden Gesellschaf- ter. Mittlerweile hat er im Zuge der Nachfolge den größten Teil seiner Anteile verkauft.
Berliner Wirtschaft 03 | 2023
  FOTOS: AMIN AKHTAR
















































































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