Page 17 - Volksdorfer Zeitung Mai 2017
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Seit langem male ich
an einer Landschaft
Das Gold
des wintergestreichelten Korns ritze ich auf die Fläche
und spachtele
die kräftigen Grünnuancen für die Kugelbäume
und Büsche am Knick
Das den Dichtern
vielfach gelungene Blau
kann auch ich nicht entbehren aber ockiges Weiß muß darauf leicht hingesetzt
Wolken Wölkchen Dunst verzückte Seufzer
Immer wieder verändere ich genüßlich die Konstellation der Dinge und Farben:
Soll ich einen Heuhaufen hineinkomponieren
oder alles nächtlicher tönen? Ein Bett geknickter Gräser müßte man ahnen
auch Wasser wäre gut
und -
Diese Arbeit
wird niemals fertig das ist mir lieb
Tübingen
Vormärzsonne
Strauß von Blicken
unterm Lid
Als Bett die braunen Eichenblätter am Hügelkamm
und falbes Gras
Drüben die Höhe
als Verheißung
die wir nicht mehr begehen
Friedlos
niemals in der Genüge umschlingt das weiße Band am Himmel die Träume
Im Neckar
zer ießen die Fenster
Verborgen winden sich knarrende Stiegen
die erhalten
den Ruch der Historie
Und dir Holder standen die Mauern ein halbes Leben sprachlos und kalt vor der Zukunft
„Freundinnen“, Holzschnitt, 47,5 x 30cm, 1963.
che keine Anstöße von außen, ich habe genug Betrieb in mir.“
„Er war klassisch und diony- sisch“, resümiert seine Frau, die beste und liebevollste In- terpretin seines vielschichtigen Werks: Sie bekam vieles davon geschenkt: Ölbilder, Graphik, Zeichnungen, Schmuck, Va- sen, Kleinplastik, Köpfe, Skulp- turen. Mit der ihr eigenen Be- scheidenheit unterstützte und förderte sie ihren Mann und seine Arbeit - bedingungslos. Wir schauen zusammen auf ein Foto von Heinz Schrand. Ei-
gensinn, Zuversicht, Skepsis, Schalk, Humor, dieser Blick von innen. Die Melancholie, deutet die Lebensgefährtin, kam aus dem Gefühl, nicht verstanden, nicht erkannt, nicht richtig ge- würdigt zu werden. Die Vedde- ler Kindheit mag ihn zum Au- ßenseiter gemacht haben. „Mit heißen Ohren kämpfte ich ge- gen meine oft unterbrochenen, schlechten Volksschul-Voraus- setzungen“, gesteht er in den Erinnerungen „Drei mal Sie- ben“ (1992).
Die Flucht in die Träume ent-
hoben Heinz Schrand oft aus der bedrückenden Gegenwart. „Ein Gott ist der Mensch, wenn er träumt“ - der (Hölderlin-) Band liegt mir noch heute am liebsten in der Hand, wenn mir nach dem Holden ist,“ bekennt der Volksdorfer in seiner poe- tisch hoch stilisierten Vergan- genheitsbewältigung.
„Er hat seine Träume notiert, starke Träume,“ resümiert die Witwe. Daraus entstand 1997 auch ein Buch unter dem Titel: „Irgendwo in der Nacht – Träu- me“, Radierungen und Texte.
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