Page 68 - Aufruf zur Einheit
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Aufruf zur Einheit
Jerusalem und das jüdische Volk, die seit den Römern von allen
Besatzern lediglich für Blut und Folter würdig befunden wurden,
lernten erst mit der Eroberung Jerusalems durch Sultan Saladin
und der Festigung dieser Eroberung durch Sultan Kanuni was
menschenwürdiges Leben und was Gleichheit heißt und welche
Bedeutung der Geschmack von Ruhe hat. 11
Nicht nur in Palästina, überall in der Islamischen Welt leb-
ten Juden und Christen mit Muslimen jahrhundertelang in Ruhe
und Sicherheit in denselben Städten, sogar in denselben
Stadtvierteln. Juden und Christen trieben in den unter
Muslimischer Herrschaft befindlichen Regionen Handel und be-
saßen Eigentum und konnten, ebenso wie sie Verpflichtungen in
verschiedenen Berufsgruppen übernahmen, auch Pflichten am
Hof übernehmen. Sie profitierten von der Freiheit der Ideen und
Gedanken, wurden Teil des wissenschaftlichen und kulturellen
Lebens und hinterliessen ihre Werke bis in unsere heutige Zeit.
Ebenso wie sie keinerlei Beschränkungen iihrer sozialen Rechte
ausgesetzt waren, gewannen sie durch die Glaubens- und
Gebetsfreiheit. So ist zum Beispiel in historischen Qellen ver-
zeichnet, dass die christlichen Ärzte, die ihren Dienst am abba-
sidischen Hof versahen, mit ihren Familien und Mitarbeitern
ungehindert die Bibel lesen und beten konnten.
Die Bedeutung, die in der Islamischen Welt der
Wissenschaft und Forschung zugemessen wurde, sicherte insbe-
sondere christlichen und jüdischen Wissenschaftlern den Schutz
der Kalifen zu. In Islamischen Gebieten versammelten sich die
Wissenschaftler unterschiedlicher Religionen mit der
Staatsführung und wissenschaftliche Diskussionen wurden ver-
anstaltet. Christliche und jüdische Mediziner tauschten sich mit
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