Page 112 - Das Wunder der Termiten
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              die in sich verschachtelt sind und von rund 1 mm dünnen Wänden ge-
              trennt sind. Die Stockwerke sind durch Rampen miteinander verbun-
              den.  Der Bau wird gegen fremde Eindringliche von den ausgewach-
              senen, unfruchtbaren, großköpfigen Soldatentermiten mit ihren
              großen Kiefern verteidigt.
                   Außerhalb des Baus gibt es viele Kanäle, die sich zu den Galerien

              hin öffnen. Diese Kanäle sind so eng, dass die Termiten nicht hindurch
              passen. Diese Kanäle haben bei den Termiten der Art Macrotermes die
              Aufgabe für den Gasaustausch zu sorgen. Die Kanäle werden durch
              kleine Dächer vor dem Regen geschützt. Die Termiten verwenden die
              Tunnel auf dem Hügel als Ein- und Ausgang.
                   In der Steppe Nordaustraliens lebt in der ständig der Sonne aus-
              gesetzten trockenen Erde ein Termitenart, die als „Kompasstermite“
              (Amitermes meridionalis) bezeichnet wird. Die Kompasstermiten legen
              dolchförmige Bauten an, die fünf Meter hoch und drei Meter breit

              sind.  Die Bauten sind in Nordsüdrichtung ausgerichtet. Der gerade
              Rand der Bauten richtet sich gen Osten und Westen.     49  Das ist ein
              höchst besonderes Stück Architekturkunst. Wenn man die Umgebung
              genauer betrachtet kann an erkennen, warum diese Termitenart solche
              Bauten anlegt. Normalerweise gibt es in der Steppe keine Bäume.
              Daher gibt es auch keine schattigen Stellen. Hätten sie nicht diese
              besondere Architektur gewählt, wären die Termiten den gesamten Tag

              der Sonne ausgesetzt und das wäre für die Termiten, die sehr licht-
              und wärmeempfindlich sind, ein schwerwiegendes Problem. Doch
              durch eine architektonische Besonderheit ist dieses Problem behoben.
                   Dadurch, dass die Termitenhügel nur so breit sind wie ein Messer,
              sind sie zur Mittagszeit, wenn die Sonne im Zenit steht, kaum dem
              Sonnenlicht ausgesetzt. Die beiden breiten Fronten liegen morgens
              und abends im Licht. Daher ist eine Seite des Baus kühl, wenn die an-
              dere warm ist. Insbesondere wenn es kühl ist, versammeln sich die
              Termiten tagsüber in dem Bereich, der nach Osten zeigt, abends hinge-
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