Page 46 - Das Gebet im Koran
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46 Das Gebet im Quran
Menschen, die normalerweise nicht zu Gott beten, oder
sogar Seine Existenz verleugnet haben und sich nun in einer
solch grässlichen Situation befinden, haben wahrscheinlich
niemals die Möglichkeit in Betracht gezogen, sich auf diese
Weise dem Tod gegenüber zu sehen. Üblicherweise ist der Tod
für sie ein in weiter Ferne liegendes Ereignis, und so bleiben sie
gleichgültig gegenüber dem Leben nach dem Tod, und sie ver-
trauen auf weltliche Unterstützung. Doch angesichts einer
Situation, der sie sich noch nie zuvor gegenüber gesehen
haben, wird die Existenz solcher Unterstützung bedeutungs-
los. Nun sind sie sich nicht mehr zu schade, zu Gott zu beten.
In diesem Moment wenden sie sich Ihm im Gebet zu, auch
wenn sie zuvor sogar die Wirksamkeit eines Hilfegebtes an Ihn
angezweifelt hatten. Niemand erinnert sie daran, zu Gott zu
beten, und das ist auch in der Tat nicht notwendig, denn sie
wissen tief im Innern, dass Gott allein es ist, Der ihnen helfen
kann.
So nahe am Tode lassen die Menschen ihr Leben Revue pas-
sieren, denken an den unmittelbar bevorstehenden Tod, und
plötzlich beginnen sie, an das Leben nach dem Tod zu denken.
Sie erkennen, dass sie sich nicht die Mühe gemacht haben,
Taten zu tun, die ihnen das Paradies sichern könnten, und
plötzlich weid dies zu ihrer grössten Angst. Sie denken daran,
wie sie ihre Zeit in diesem Leben verbracht haben. Jetzt können
sie nicht mehr hochmütig, oder unbekümmert und nachlässig
gegenüber der Religion sein. Nun handeln sie, als wären nicht
sie es gewesen, die Gott zurückgewiesen hatten. Inzwischen
sind sie sich ihrer Undankbarkeit vollständig bewusst gewor-
den. Dass sie nun, da sie in einer verzweifelten Situation sind,
das Bedürfnis zu beten verspüren, beweist, dass sie in Wahrheit