Page 143 - Das Wunder des Auges
P. 143
HARUN YAHYA
erreichen Ihr Gehirn. Jedoch erfassen Sie in Ihren Träumen Erlebnisse, sehr
ähnlich wie im wirklichen Leben. In Ihren Träumen stehen Sie auf und ge-
hen zur Arbeit oder in den Urlaub und erfreuen sich der warmen Sonne.
Außerdem fühlen Sie in Ihren Träumen nie irgendwelche Zweifel an
der Realität oder an dem, war Sie erleben. Nur nach dem Aufwachen er-
kennen Sie, dass Sie geträumt haben. Sie erleben nicht nur Gefühle wie
Angst, Freude oder Trauer sondern sehen auch Bilder, hören Geräusche
und fühlen Dinge. Es gibt jedoch keinen physischen Ursprung dieser
Gefühle und Empfindungen; Sie liegen bewegungslos in einem dunklen
ruhigen Raum.
Der renommierte Philosoph René Descartes argumentiert über diese
überraschende Wahrheit wie folgt:
In meinen Träumen sehe ich, dass ich zahlreiche Dinge mache, ich
gehe an viele Orte; jedoch wenn ich aufwache erkenne ich, dass
ich nichts getan haben, nirgendwo hingegangen bin und dass ich
friedlich in meinem Bett liege. Wer kann mir garantieren, dass ich
gegenwärtig nicht ebenfalls träume, vielmehr dass mein ganzes
Leben kein Traum ist? 53
Wir erkennen deswegen eine offensichtliche Wahrheit: Es gibt keine
Rechtfertigung für unsere Behauptung, eine direkte Verbindung mit der
ursprünglichen Welt zu haben, die, so wir vorgeben, existiert und worauf
wir leben.
Ist unser Gehirn von der Außenwelt verschieden?
Wenn alles, was wir als Außenwelt kennen nur intern produzierte
Wahrnehmungen sind, was ist dann mit dem Gehirn, von dem wir anneh-
men, dass es das Sehen und Hören vermittelt? Besteht es nicht aus Atomen
und Molekülen wie alles andere auch? Das Gehirn ist ebenfalls ein
Gewebestück, welches wir durch unsere Sinne wahrnehmen. Wenn es
demnach so ist, was wäre, wenn es nicht das Gehirn ist, welches alles wahr-
nimmt – welches sieht, hört, berührt, riecht und tastet?
An diesem Punkt stellen wir uns der offensichtlichen Tatsache: dass
der Mensch, ein bewusstes Wesen, welches sehen, fühlen, denken und ar-
gumentieren kann viel mehr ist als ein bloßer Zusammenbau von Atomen
141