Page 141 - Das Wunder des Auges
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HARUN YAHYA

            sendet, die dort dann verknüpft werden. Ihr Gehirn deutet sie als Ansicht
            eines Zimmers. Anders ausgedrückt, während Sie annehmen in diesem
            Zimmer zu sitzen, befindet sich das Zimmer eigentlich in Ihnen, in Ihrem
            Gehirn. Der „Ort“ wo das Zimmer zusammengestellt und erfasst wird ist
            klein, dunkel und geräuschlos. Und dennoch kann das gesamte Zimmer
            oder eine ganze Landschaft, ungeachtet ihrer Größe darin Platz finden.
            Eine schmale Kammer und eine weite Ansicht des Meeres werden an dem
            selben Ort erfasst.
                 Unser Gehirn deutet und schreibt den Signalen, die sich auf die
            „Außenwelt“ beziehen, Meinungen zu. Betrachten Sie als Beispiel den
            Gehörsinn. Es ist tatsächlich unser Gehirn welches deutet und die
            Schallwellen in eine Symphonie umformt. Das heißt, dass Musik eine wei-
            tere Wahrnehmung ist, die durch das Gehirn hergestellt wurde. Auf die
            gleiche Weise handelt es sich lediglich um Licht unterschiedlicher
            Wellenlänge, wenn wir Farben sehen. Es ist wieder unser Gehirn, welches
            diese Signale in Farben umwandelt. Es gibt keine Farben in der
            „Außenwelt“; der Apfel ist weder rot noch der Himmel blau oder die
            Blätter grün. Sie erscheinen nur so, weil wir sie einfach so empfinden.
                 Ein leichter Defekt in der Netzhaut des Auges kann Farbenblindheit
            hervorrufen. Farbenblinde sehen Blau und Grün als die selbe Farbe an,
            manche Rot als Blau. An dieser Stelle ist es nicht wichtig, ob die Außenwelt
            farbig ist oder nicht.
                 Der prominente Denker George Berkeley spricht ebenfalls diese
            Tatsache an:
                 Am Anfang dachte man, dass Farben, Gerüche usw. „wirklich existie-
            ren“, nachträglich ging man von diesen Ansichten ab und man erkannte,
            dass sie nur in Abhängigkeit von unseren Empfindungen existieren.  52
                 Schlussfolgernd kann gesagt werden, dass der Grund, dass wir
            Objekte farbig sehen nicht darin liegt, dass sie tatsächlich farbig sind oder
            eine materielle Existenz in der Außenwelt haben. Die Wahrheit ist, dass die
            Eigenschaften, die wir den Objekten zuschreiben alle in uns sind.
                 Das ist vielleicht eine Wahrheit, die Sie nie zuvor bedacht haben.




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