Page 64 - Der Darwinismus als soziale Waffe
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“Der Mann soll für den Krieg ausgebildet werden und die Frau für das Gebären von Kriegern; alles andere ist
                  Narrheit.“  79  In Nietzsches Weltbild erschien Krieg als Leben, als Geburtshelfer von allem.
                       Hitler, ein fanatischer Sozialdarwinist und Bewunderer sowohl Darwins wie auch Nietzsches, hat deren Ideen
                  in die Tat umgesetzt. Militaristisches und evolutionistisches Gedankengut miteinander verknüpfend, schrieb er:

                       “Die gesamte Natur ist ein ständiger Kampf zwischen Stärke und Schwäche, an dessen Ende der endgültige Sieg der
                       Starken über die Schwachen stehen wird.“    80

                       Diese von Hitler und seinesgleichen propagierten Ideen waren Ergebnis einer schrecklichen Unwissenheit. Alle,
                  die glaubten, mit Hilfe der Evolutionstheorie ihrem aggressiven und militaristischen Denken eine wissenschaftliche
                  Grundlage verschaffen zu können, täuschten sich selbst am meisten.  Aber mit der Unterstützung der
                  Hunderttausender, die ihnen zujubelten, überzogen sie die Welt mit einem noch nie da gewesenen Grauen.
                       In einem Artikel mit der Überschrift “The Philosophy and Morals of War“  (Philosophie und Moral des Krieges)
                  identifiziert Max Nordau, ein geistiger Führer der zionistischen Bewegung, Darwin selbst als einen
                  Hauptbefürworter des Krieges:

                       “Die höchste Autorität unter all den Advokaten des Krieges war Darwin. Seit sich die Evolutionstheorie ausgebreitet
                       hat, können sie ihren angeborenen Barbarismus mit dem Namen Darwins schmücken und ihre blutrünstigen
                       Instinkte für das letzte Wort der Wissenschaft erklären.“  81

                       In Darwin, Marx, Wagner: Critique of a Heritage hat Jacques Barzun, Historiker an der Columbia University,
                  nachgewiesen, dass Darwin überall das Feuer des Militarismus und des Krieges entfacht hat:

                       “Krieg“ wurde zum Symbol, zum Bild, zum Motiv, zur Begründung und Sprache allen menschlichen Handelns auf
                       der Erde. Wer sich nicht durch einen beträchtlichen Teil der Literatur zwischen 1870 und 1914 hindurch gearbeitet
                       hat, kann sich keine Vorstellung davon machen, wie sehr sie vom Ruf nach Blutvergießen durchdrungen war. ... Die
                       Militaristen der zweiten Jahrhunderthälfte poetisierten den Krieg und sehnten sich wollüstig nach ihm. Ohne
                       Schamgefühl hielten sie es für erwiesen, dass alle Kämpfe des Lebens Kämpfe für das Leben seien und der Tod des
                       Verlierers sein “natürliches“ Ziel. 82
                                                                                                                   Die sozialdarwinistische Logik
                                                                                                                        bildete die Grundlage der
                                                                                                                grausamen Besetzungen durch die
                                                                                                                    Nazis, wodurch Millionen von
                                                                                                                    Russen zur Sklavenarbeit ver-
                                                                                                                  schleppt und mehrere Millionen
                                                                                                                     für keinerlei Verbrechen hin-
                                                                                                                                gerichtet wurden.
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