Page 299 - Aufruf zur Islamischen Union
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das Gespenst des Osmanischen Reiches", schreibt Fromkin folgendes:
Heute zielen die noch ehrgeizigeren Namen in der Regierung
Bush nicht nur auf die Belagerung des Iraks ab, sondern möch-
ten dies als eine Basis benutzen den gesamten arabischen
Mittleren Osten zu transformieren.
Bereits vorher übernahmen westliche Länder (England und
Frankreich) einmal die Aufgabe, die osmanischen Gebiete neu zu
formieren. Nachdem diese Länder aus dem 1. Weltkrieg siegreich
hervorgegangen waren, zeichneten sie die Landkarte des
Mittleren Ostens neu. Der Irak ist einer der so entstandenen
künstlichen Staaten.
Nach dem 1. Weltkrieg besiegten England und Frankreich das
Osmanische Reich und übernahmen die Kontrolle über die arabischen
Gebiete. Damit fiel ihnen auch etwas sehr wichtiges in die Hände: die
Wahrscheinlichkeit auf diesen Gebieten große Ölquellen zu finden.
Die Europäer und deren amerikanische Kollegen hofften, hier
freundliche und stabile Regimes zu gründen. Nachdem die
Grenzen in den 1920er Jahren von neuem gezogen worden waren,
begannen England und Frankreich ein Staatssystem und bemüh-
ten sich eine politische Führerschaft sicherzustellen. Allerdings
erduldete es das System nicht. Ganz im Gegenteil, die Region
wurde noch instabiler und unruhiger.
Im Rückblick ist klar zu erkennen, daß die meisten
Charakteristika des Mittleren Ostens, von dem Bush manche Teile ver-
ändern möchte, in der 500 Jahre dauernden osmanischen Herrschaft
Form angenommen haben. 47
Der englische Journalist Timothy Garton Ash veröffentlichte in
der Zeitung The Guardian eine ähnliche Analyse. Ash, der sich mit
den Problemen der Albanier im Kosovo und den Kurden im Norirak
befasst, meint “Beide Male sehen wir uns auch noch nach einem
Jahrhundert dem Erbe des Osmanischen Reiches gegenüber”, und be-
endet seinen Artikel folgendermaßen:
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