Page 124 - Es war einmal der Darwinismus
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Darwins Quelle der Inspiration: Die Malthussche Theorie der Rücksichtslosigkeit


                       Darwins Quelle der Inspiration zu diesem Thema war das Buch des britischen Wirt-
                  schaftswissenschaftlers Thomas Malthus An Essay on the Principle of Population (Eine
                  Abhandlung über das Prinzip der Bevölkerungsentwicklung). Malthus errechnete,
                  dass die menschliche Bevölkerung schnell zunimmt, wenn sie sich selbst überlas-
                  sen ist. Seiner Ansicht nach zählten Katastrophen wie Kriege, Hungersnöte und
                  Epidemien zu den grundlegenden Faktoren, die die Bevölkerungszahl unter
                  Kontrolle hielten. Kurz gesagt, diesem brutalen Anspruch entsprechend
                  mussten einige Menschen sterben, damit andere leben konnten. Das Überle-

                  ben bedeutete ‘dauernder Krieg’.
                       Im 19. Jahrhundert waren Malthus’ Vorstellungen weitgehend akzep-
                  tiert. Europäische “Upper Class” Intellektuelle insbesondere unterstützten
                  seine grausamen Ideen. In dem Artikel “The Scientific Background of the Na-
                  zi ‘Race Purification’ Programme” (Der wissenschaftliche Hintergrund des
                  Rassenreinheitsprogramms der Nazis) wird die Bedeutung, die das Europa des
                  19. Jahrhunderts Malthus’ Thesen über Bevölkerungen zumaß, wie folgt be-

                  schrieben: In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden sich die Mitglieder der
                  führenden Klasse in Europa zusammen, um das neu entdeckte Problem des Bevölke-
                  rungswachstums zu diskutieren und Durchführungsmethoden des Malthusschen
                                                                                                                   Thomas Robert Malthus
                  Konzepts zu planen, um die Sterblichkeitsrate der Unterprivilegierten zu erhöhen.
                  Das Ergebnis war, kurz zusammengefaßt folgendes: “Anstatt den Armen Sauberkeit
                  zu empfehlen, sollten bei ihnen genau entgegengesetzte Angewohnheiten gefördert werden. Die Strassen in den
                  Städten sollten enger gebaut werden, mehr Menschen in den Häusern untergebracht werden und es sollte Epidemi-
                  en in diesen Städten gefördert werden. Auf dem Land sollten Dörfer in der Nähe von stehenden Gewässern erbaut
                  werden, und Ansiedlungen sollten insbesondere in Sumpfgebieten und ungesunder Umgebung gefördert werden”

                  usw... 3
                       Als Folge dieser grausamen Politik würden die Schwachen und diejenigen, die im Kampf ums Überleben unterlie-
                  gen würden, beseitigt, und auf diese Weise dem raschen Bevölkerungszuwachs entgegengewirkt werden. Diese soge-
                  nannte Politik der ‘Unterdrückung der Armen’ wurde tatsächlich im 19. Jahrhundert in Groß Britannien praktiziert. Es
                  wurde eine industrielle Ordnung errichtet, in der acht- und neunjährige Kinder sechs Stunden pro Tag in den Kohlen-
                  gruben arbeiten mussten, wobei Tausende von ihnen unter diesen schrecklichen Lebensbedingungen starben. Der
                  ‘Kampf ums Überleben’, der von der Malthusschen Theorie gefordert wurde, hatte für Millionen von Briten ein Leben

                  des Leidens zur Folge.
                       Beeinflußt durch diese Ideen wendete Darwin den Begriff des Konfliktes auf die gesamte Natur an und schlug vor,
                  dass die Starken und Anpassungsfähigsten siegreich aus diesem Krieg des Daseins hervorgehen würden. Außerdem
                  behauptete er, dass der sogenannte Kampf ums Überleben ein gerechtfertigtes und unveränderliches Naturgesetz sei.
                  Andererseits forderte er Menschen auf, ihre religiösen Überzeugungen aufzugeben, indem er die Schöpfung verneinte
                  und damit auf den Abbau aller ethischen Werte abzielte, die ein Hindernis für die Rücksichtslosigkeit des ‘Kampfs ums
                  Überleben’ darstellen konnten.
                       Die Verbreitung dieser verderblichen Ideen, die den einzelnen Menschen zu Unbarmherzigkeit und Grausamkeit
                  anleiten, forderte einen hohen Preis von der Menschheit im 20. Jahrhundert.


                       Das Ergebnis des ‘Gesetzes des Dschungels’: Der Faschismus


                       Indem der Darwinismus im 19. Jahrhundert den Rassismus schürte, bildete er die Grundlage einer Ideologie, die
                  sich im 20. Jahrhundert entwickeln, und die Welt in ihren bisher blutigsten Konflikt stürzen sollte: Nazismus.
                       In den Nazidogmen läßt sich deutlich eine starke darwinistische Prägung erkennen. Wenn man diese, von Adolf
                  Hitler und Alfred Rosenberg formulierte Ideologie untersucht, stößt man häufig auf Konzepte wie ‘natürliche Aus-
                  wahl’, ‘ausgewählte Paarung’ und ‘Kampf ums Überleben zwischen den Rassen’, die in Darwins Buch Der Ursprung der
                  Arten ständig wiederkehren. Hitler hat sein Buch Mein Kampf genannt, wobei er durch das darwinistische Prinzip des
                  Kampfs ums Überleben angeregt wurde, aus dem nur die Stärksten siegreich hervorgingen. Er spricht insbesondere
                  über den Kampf zwischen den Rassen:






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