Page 60 - Das Wunder der Migration bei Tieren
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DAS WUNDER DER MIGRATION BEI TIEREN

                 Energie. Daher ist es die beste Lösung, wenn sie die nötige Höhe erreicht
                 haben, ihren Flug ohne Unterbrechung fortzusetzen, bis die Reserven ver-
                 brannt sind. Denn wenn der Vogel auf dem Boden landet, ohne diese
                 Energiereserven zu nutzen, setzt er sich einem erheblichen Risiko aus. Er
                 würde sich durch eine Landung beispielsweise dem Risiko aussetzen, dass er
                 nicht genügend Nahrung findet, bis er seinen Flug fortsetzen muss. Daher ist
                 es für Vögel immer von Vorteil, wenn sie mit Hilfe ihrer zusätzlichen
                 Fettreserven fliegen. 15
                     Ziehende Watt- und Strandvögel nehmen jedes Jahr eine beschwerli-
                 che Reise von 12.000 km auf sich. Diese Strecke, die sie im Laufe ihres
                 Lebens zurücklegen, kommt einem Flug zum Mond und wieder zurück
                 gleich.
                     Wenn    sich  der
                 Monat März nähert, fan-
                 gen die Strandvögel an,
                 sich darauf vorzubereiten,
                 zu ihren Brutplätzen in
                 Sibirien zu fliegen. Zuerst
                 beginnen sie, sehr viel
                 Nahrung aufzunehmen.
                 Und zwar dergestalt, dass
                 ein  Vögelchen mit der
                                                                 Red-necked stint
                 Größe eines Glases pro
                 Tag jeweils an die 40.000 wirbellose Tiere essen kann. Tag und Nacht essen
                 sie insgesamt acht Stunden, vier Stunden ruhen sie und dadurch legen sie
                 Fettreserven in Höhe von 50 bis 100 Prozent ihres Körpergewichts an. 16 Im
                 April oder Mai treten sie ihren Zug an. Drei Tage und drei Nächte fliegen sie
                 ohne Pause und legen pro Tag eine Entfernung von rund 1.500 km zurück.
                 Am Ende dieses Fluges sind alle Fettreserven aufgebraucht. Auf ihrer
                 Flugroute machen sie in Japan, China und Russland rast, um in bestimmten
                 Regionen ihre verlorenen Brennstoffreserven wieder aufzufrischen.
                 Während ihres Zuges nehmen sie einige Male an Gewicht zu, um es dann
                 wieder zu verlieren. Nach einer unglaublichen Strecke von 12.000 km errei-
                 chen sie zu Beginn des Monats Juni Sibirien.




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