Page 34 - Der kleine Mann im Turm
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Der kleine Mann im Turm






               geflügelte, fliegende Kreatur und sie können völlig überzeugend das
               Gefühl des Flügelschlags verspüren.
                    Alle diese Körper, die sie im Traum besitzen sind lediglich
               Illusionen ihres Verstandes. Doch Sie verspüren sie, als befänden sie
               sich ausserhalb Ihres Gehirns.
                    Dieses Beispiel zeigt: Selbst wenn Sie ihre Körper auf das
               realistischste verspüren, so folgt daraus nicht, dass Sie einen solchen
               Körper in physischem Sinn besitzen. Auch ohne physischen Körper
               haben wir physische Wahrnehmungen, die jedoch ausschliesslich in
               unserem Verstand existieren.
                    Doch worin besteht dann der Unterschied zwischen Traum und
               wirklichem     Leben?    Zugegeben,     Träume     sind   wenig
               zusammenhängend, weniger logisch konsistent und geordnet, als die
               Wahrnehmungen, die wir als wirkliches Leben bezeichnen. Technisch
               gesehen gibt es jedoch keinen Unterschied zwischen Traum und
               wirklichem Leben, denn beide entspringen der Stimulation der
               Sinneszentren im Gehirn.
                    Auf den vorhergehenden Seiten haben wir untersucht, was in
               Regionen wie dem Seh- und Hörzentrum des Gehirns vorgeht, wenn es
               das produziert, was wir das “reale Leben” nennen. Eine Enzyklopädie
               beschreibt, wie Träume auf exakt dieselbe Weise erfahren werden:
                    Träume sind wie alle mentalen Prozesse ein Produkt des Gehirns und
                    seiner Aktivität. Ob ein Mensch wach ist oder schläft, das Gehirn gibt
                    ständig elektrische Wellen ab. Wissenschaftler messen diese Wellen
                    mit einem Gerät namens Elektroenzephalograph (EEG). Die meiste
                    Zeit wärend des Schlafs sind die Wellen gross und langsam. Doch zu
                    bestimmten Zeiten werden sie kleiner und schneller. Während der
                    Perioden schneller Gehirnwellen bewegen sich die Augen, als ob der
                    Schlafende eine Reihe von Ereignissen verfolgt. In diesem
                    Schlafstadium, REM (Rapid Eye Movement) genannt entstehen die
                    meisten Träume. Weckt man den Träumenden auf, so kann er




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