Page 71 - Das Wunder der Ameise
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Flüssigkeit auf, die herauskommt. Wie verwendet sie nun diese ge-
zuckerte Nahrung und wofür ist sie später gut?
In dieser Phase gibt es eine hervorragende Arbeitsteilung unter
den Honigameisen: Manche Ameisen werden als Gefäße benutzt,
um den durch die anderen Arbeiterinnen gesammelten Nektar auf-
zubewahren.
In jedem Nest gibt es eine Königin, Arbeiterinnen und Honigträ-
ger. Die Kolonien dieser Ameisen befinden sich normalerweise nahe
den Zwergeichenbäumen, von denen die Arbeiterinnen Nektar ex-
trahieren können. Nachdem die Arbeiterinnen den Nektar aufge-
nommen und zum Nest getragen haben, gießen sie ihn aus ihrem
Mund in den Mund der jungen Arbeiterinnen, die den Honig auf-
bewahren werden. Diese Arbeiterinnen, mit dem Spitznamen "Honig-
töpfe" benutzen ihren eigenen Körper, um die süße Flüssignahrung
zu lagern, die die Kolonie oft benötigt, um harte Zeiten in der Wüste
zu überstehen. Sie werden gefüttert, bis sie zur Größe von Blaubee-
ren anschwellen. Dann baumeln sie wie Bernsteinkugeln an der
Decke ihrer Räume, bis sie gebraucht werden, um Nektar an hung-
rige Schwestern abzugeben. Während sie an der Decke hängen,
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wirken sie wie ein durchsichtiges Traubenbündel. Wenn eine von ih-
nen herunter fällt, wird sie sofort von den Arbeiterinnen in ihre ur-
sprüngliche Position zurückgebracht. Der Honig in den Honigtöp-
fen wiegt fast 8 mal soviel wie eine Ameise.
Im Winter oder in der Dürrezeit besuchen gewöhnliche Arbeite-
rinnen die Honigtöpfe, um ihren täglichen Nahrungsbedarf zu
decken. Die Ameisenarbeiterin hält ihren Mund an die Öffnung des
"Topfes" und der Topf scheidet einen kleinen Tropfen Honig aus sei-
nem Speicher aus, indem er seine Muskeln zusammenzieht. Die
Arbeiterin verbraucht diesen Honig mit hohem Nährwert als
Nahrung in widrigen Jahreszeiten.
Es ist ein interessanter und ehrfurchterregender Umstand, dass
ein Geschöpf das achtfache seines Normalgewichts erreicht und sich
entschieden hat, als Honigtopf zu dienen, und dazu in der Lage ist,
an den Füßen hängend zu leben, ohne irgendeinen Schaden zu neh-
men. Warum haben sie die Notwendigkeit empfunden, solch einen
Harun Yahya 69