Page 170 - Für denkende Menschen
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halb, weil sie es eigentlich gewohnt war, Nester zu bauen und sich um ihren
Nachwuchs zu kümmern, aber dann feststellte, dass dies eine sehr anstrengen-
de Aufgabe ist und plötzlich diese Methode entdeckte? Kann ein Vogel einen
solchen Plan selber machen?
DER KAMPF ZWISCHEN DER PEPSIS-WESPE
UND DER TARANTEL
Während der Fortpflanzungsperiode beschäftigt sich die riesige Pepsis-
Wespe nicht mit dem Bau eines Nestes oder mit dem Brüten. Denn der ihr
durch die Schöpfung verliehene Fortpflanzungsmechanismus ist anders. Damit
ihre Art überleben kann, muss sie sich an die totbringende Tarantel heran-
schleichen und sich in einen Kampf um Leben und Tod verwickeln. Die Pepsis-
Wespe, die auch als Taranteltöter bekannt ist, hat die gefahrvolle Aufgabe, die
riesige Spinne zu stechen, sie zu lähmen und das Opfer als Nahrung für ihre
Jungen zu konservieren. Von einem Loch zum anderen eilt sie auf der Suche
nach Taranteln, die sich unter der Erde verstecken. Durch ihre speziellen
Fühler wittert die Wespe ihr Opfer. Die Tarantel ist ein seltenes Tier, daher kann
die Suche stundenlang dauern. Während dieser Suche reinigt die Wespe öfters
ihre Fühler, damit sie ihre Empfindlichkeit nicht verlieren.
Unter dem Zwang, ihre Gattung zu erhalten und zu vermehren lässt die
Pepsis-Wespe sich nicht aufhalten. Denn nur durch die Tarantel kann sie die
Fortpflanzung ihrer Art sicherstellen.
Sobald die Beute entdeckt wird, beginnt der Kampf. Die Waffen sind: der
lähmende Stich der Wespe und der tödliche Biss der Spinne. Die Wespe ver-
fügt über ein spezielles Gegengift, womit sie sich gegen das Tarantelgift
schützt. Daher ist die Spinne gegenüber der Wespe wehrlos.
Die Pepsis-Wespe richtet ihren Angriff auf eine verwundbare Stelle der
Tarantel, die sie erstaunlicherweise gut kennt, auf den Unterleib. Sie trifft den
weichen Unterleib. Das Gift fängt an zu wirken. Die gelähmte Spinne wird von
der wesentlich kleineren Wespe mit großer Mühe an einen geeigneten Ort
transportiert und in einem Loch vergraben. Nun legt die Wespe auf den Körper
der Tarantel ein einziges, winziges Ei. Sehr bald wird aus dem Ei eine neue
Wespe schlüpfen. Sie wird sich von der gelähmten Spinne ernähren und auf ihr
Schutz finden.
Während der Fortpflanzungsperiode wird die Pepsis-Wespe etwa 20 Eier
legen und für jedes Ei eine Tarantel überwältigen müssen. Das Fortpflanzungs-
system dieser Wespe ist scheinbar bei der Schöpfung an die Tarantel angepas-
st worden. Ansonsten wäre es unerklärbar, dass die Wespe gerade gegen das
Gift der Tarantel ein Gegengift besitzt und dass ihr Gift wiederum die Tarantel
lähmen kann.
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