Page 36 - Für denkende Menschen
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Die Arbeiterbienen sollen auch wissen, wie weit sie fliegen müssen, um den
Nektar sammeln zu können. Die Biene, die zum Bienenstock zurückfliegt,
“erklärt” den anderen Bienen auch durch bestimmte Körperbewegungen die
Entfernung der Nahrung. Sie tut dies, indem sie ihren Hinterleib schüttelt und
damit kräftige Luftströme bildet. Die anderen Bienen stellen die Entfernung der
Nahrungsquelle dann fest, indem sie mit ihren Fühlern diese Ströme wahrneh-
men. Zum Beispiel schwingt die Biene um eine Entfernung von 250 Metern zu
“beschreiben”, ihren Hinterleib 5 mal in einer Zeitspanne von einer halben
Minute. Auf diese Weise wird die genaue Lage der Nahrungsquelle mit Hilfe
des ausdrücklich beschriebenen Winkels und Abstandes definitiv bestimmt.
Bei Flügen, bei denen der Hin- und Rückflug zur Nahrungsquelle extrem
lange dauert, stellt sich für die Biene ein neues Problem dar: Die Biene kann
die Nahrungsquelle nur gemäß der Sonne beschreiben. Bis aber die Biene die
Quelle erreicht hat, hat sich die Sonne alle 4 Minuten um ein Grad weiter
bewegt. Nach der Zeit, die die Biene beim Flug verbringt, würde sich die
beschriebene Richtung bereits verändert haben, was somit eine fehlerhafte
Beschreibung zur Folge haben würde.
Doch hat die Biene auch für dieses Problem eine Lösung. Denn ihr Auge
besteht aus hunderten, einzelnen, kleinen, sechseckigen Linsen. Jede Linse
sieht nur einen sehr schmalen Bereich wie bei einem Teleskop. Eine Biene, die
zu einer bestimmten Tageszeit in Richtung Sonne schaut, kann während des
Fluges ihre Position immer genau feststellen. Es wird vermutet, dass die Biene
dies errechnet, indem sie abhängig von der Zeit die Änderung der Helligkeit
der Sonne ausnutzt. Infolgedessen stellt die Biene die Richtung der
Nahrungsquelle fehlerlos fest, während die Sonne sich weiter bewegt, indem
sie Korrekturen in den Informationen macht, die sie im Bienenstock weitergibt.
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