Page 67 - Mariazell 2016
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"Weg der Barmherzigkeit"
Hoffnung schöpft. Ich werde ihm anders begegnen und ihm ein neues
Verhalten ermöglichen.
Beten trägt.
Eine andere Wirkung des Gebetes: Wenn ich einer Frau sage: „Ich bete für
dich“, dann wird sie sich von meinem Gebet getragen fühlen. Ich kenne viele
Menschen, die mich bitten, für sie zu beten. Und wenn ich es ihnen verspreche,
dann fühlen sie sich nicht allein, sondern von meinem Gebet getragen.
Letztlich fühlen sie sich von Gott getragen.
Doch über diese psychologische und menschliche Dimension hinaus dürfen
wir sagen, dass das Gebet auf eine Weise wirkt, die wir nicht mehr beschreiben
können, dass Gottes Segen zu den Menschen strömt, für die wir beten.
Für Verstorbene beten.
Das siebte geistige Werk der Barmherzigkeit meint auch, dass wir für die
Verstorbenen beten. Was bedeutet es, für die Verstorbenen zu beten? Sie sind
doch schon bei Gott. Hat es da Sinn, für sie zu beten?
Zunächst ist das Gebet für die Verstorbenen Ausdruck unserer Verbundenheit
mit ihnen. Wir erweisen ihnen durch unser Gebet einen letzten Dienst.
Wir beten für sie, dass im Tod der Übergang zu Gott gelingt, dass sie sich
sterbend in Gottes Liebe hinein ergeben. Wir wissen nicht, wie lange der
Übergang zu Gott dauert.
Wir beten nicht nur für die Verstorbenen, sondern – wie Karl Rahner sagt – wir
dürfen auch die Verstorbenen bitten, dass sie bei Gott für uns eintreten.
Ein Dienst der Liebe.
So ist das siebte Werk der Barmherzigkeit, für die Lebenden und Verstorbenen
zu beten, ein Dienst der Liebe an den Menschen.
Wir drücken unsere Liebe zum anderen im Gebet aus und vertrauen darauf,
dass durch unser Gebet Gottes Liebe heilsam in dem Menschen wirkt, für den
wir beten.
Podersdorfer Wallfahrt 2016 Seite 62