Page 66 - Mariazell 2016
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"Weg der Barmherzigkeit"
Ich beschäftige mich erst einmal mit dem anderen.
Ich spüre mich in ihn hinein:
Wonach sehnt er sich?
Worunter leidet er?
Was bräuchte er?
Was täte ihm gut?
Und dann kann ich für ihn beten, dass Gott ihn segnen möge und ihm das
schenke, was er am meisten braucht. Ich überlasse es Gott, was für den
anderen gut ist.
Ich kann mir immer wieder vorstellen, dass Gottes Geist und Gottes Liebe zu
diesem Menschen hinströmen und ihn durchdringen.
Die intensivste Form des Gebetes für einen anderen ist, für ihn zu fasten.
Wenn ich mal einen Tag für einen anderen faste, dann wird mein Gebet für
ihn ein leibhaftes Beten. Ich spüre den anderen in meinem Leib. Ich trage ihn
im Fasten vor Gott, dass Gott ihn segne.
Beten wirkt.
Manche haben Probleme mit der Wirkung des Bittgebetes. Sie meinen, Gott
würde nicht in das Geschehen der Welt eingreifen. Heute sind wir nicht mehr
so kritisch, wenn wir an die Wirkung des Gebets denken.
Die Quantenphysik lässt uns verstehen, dass das Gebet bis in die Materie hinein
wirkt. Indem wir uns an Gott wenden und im Gebet voller Hoffnung für die
Menschen werden, für die wir beten, wird das Feld, in dem wir leben,
verwandelt.
Man kann die Wirkung des Gebetes auch psychologisch verstehen. Wenn ich
für den anderen bete, sehe ich ihn anders.
Ich bekomme neue Hoffnung für ihn.
Manchmal fällt mir dann im Gebet für den anderen ein, was ich ihm sagen
oder schreiben sollte.
Meine hoffnungsvollere Sicht des anderen wird ihm helfen, dass er selber
Podersdorfer Wallfahrt 2016 Seite 61