Page 61 - Mariazell 2016
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"Weg der Barmherzigkeit"
Ein Stachel.
Politische Fremde aufnehmen hat heute über den privaten Bereich hinaus eine
politische Dimension bekommen. Zahlreiche Fremde drängen in unser Land,
weil sie dort, wo sie wohnen, keine Lebensmöglichkeit finden. Wir sind längst
eine multikulturelle Gesellschaft geworden. Natürlich gibt es da auch Probleme
in der Verständigung und Integration der Ausländer. Und es gibt Grenzen in
der Aufnahmekapazität einer Gesellschaft für Fremde. Dennoch müssen wir
uns als christliches Land fragen, wieweit wir die Forderung Jesu nach
Gastfreundschaft heute erfüllen und was uns Jesus heute sagen würde. Viele
Kirchen haben Ausländern Kirchenasyl gewährt und so konkret das Wort Jesu
erfüllt. Das Wort Jesu ist eine ständige Herausforderung an uns, die wir nicht
vorschnell rational wegschieben dürfen. Sie ist ein Stachel, der bei all unseren
Diskussionen über die Integration und Aufnahme von Ausländern in unserer
Gesellschaft präsent sein muss.
ANREGUNGEN ZUM HANDELN
- Betrachte die Ausländer, die Migranten, die in deiner Umgebung leben.
- Überlege dir, wie es ihnen hier in der Fremde gehen mag. Was bewegt
sie? Welche Botschaft haben sie für dich?
- Vielleicht entdeckst du nicht nur Menschen, die aus fernen Ländern
kommen, sondern auch Menschen, die sich in deinem Dorf, in deinem
Stadtteil fremd fühlen, die sich ausgeschlossen fühlen aus der
Gemeinschaft, weil sie nicht den Normen ihrer Umgebung entsprechen.
- Überlege dir, mit welchem Fremden du in dieser Woche Kontakt
aufnehmen, wen du freundlich grüßen, mit wem du ein Gespräch führen
und wen du zu dir einladen möchtest? Überfordere dich nicht, sondern
tue das, was dir möglich ist. Eine andere Sichtweise ist auf jeden Fall
möglich.
Podersdorfer Wallfahrt 2016 Seite 56