Page 29 - Bund der Steuerzahler in Bayern - Chronik 70 Jahre
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1949                                                                                                       2018 2019



























 BdSt NRW


 Erfolgreiche


 Volksinitiative





 Wer muss zahlen, wenn Straßen in einer Kommune erneuert wer-  fen“ gestartet. Diese Volksinitiative hat selbst die kühnsten Erwar-
 den? Die Antwort auf diese Frage fällt in Deutschland sehr unter-  tungen übertroffen. Mit mittlerweile mehr als 466.000 Unterschrif-
 schiedlich aus. In Baden-Württemberg war es schon immer die All-  ten ist sie die Volksinitiative mit den meisten Unterschriften, die es
 gemeinheit, die über die Gemeindefinanzierung aus Steuermitteln   jemals in NRW gegeben hat. Mehr als 8.000 Unterstützer haben
 für den Erhalt des kommunalen Straßennetzes aufkommt. In Ham-  Unterschriften gesammelt: in der Nachbarschaft und in der Fami-
 burg, Berlin und Bayern waren die Anlieger anteilig zur Kasse gebe-  lie, auf der Arbeit, in Vereinen, auf der Straße.
 ten worden – eine Regelung, die dort und seit kurzem auch in wei-
 teren Bundesländern abgeschafft worden ist. In einigen wenigen   Während und auch nach der Straßenkampagne liefen im Hinter-
 Bundesländern, darunter Nordrhein-Westfalen, tragen den Löwen-  grund viele Gespräche zwischen dem BdSt-Vorstand und Politikern   Umrahmt von seinem Team steht der Landesvorsitzende des BdSt NRW, Heinz
 anteil nach wie vor die Anlieger. Überall in Deutschland regt sich   unterschiedlicher Fraktionen. Mehrere repräsentative Umfragen,   Wirz, vor dem Infomaterial für die Volksinitiative. Zwar macht die Politik erste
 dagegen Widerstand. Seine Speerspitze bildet der Bund der Steuer-  die der Verband zwischen August 2018 und Mai 2019 in Auftrag   Zugeständnisse, doch der BdSt rückt von seinem Ziel nicht ab.
 zahler NRW mit der Volksinitiative „Straßenbaubeitrag
 abschaffen“.  gegeben hat, zeigten, dass bei den Bürgern die Akzeptanz des Stra-  fung des Straßenbaubeitrags aufgreift. Doch die schwarz-gelbe
        ßenbaubeitrags im Laufe der Volksinitiative immer weiter sank,   Landesregierung tut sich schwer damit. An dem greifbaren Protest
 Ob in der Eifel, im Sauerland oder in Ostwestfalen-Lippe – überall   während immer mehr Bürger das BdSt-Reformmodell als die beste   aber, den die Menschen mit ihren Unterschriften und mit ihrer An-
 stehen in den Kommunen notwendige Straßensanierungen an,   Lösung erachteten.  wesenheit bei einer Anhörung Anfang Juni 2019 im Landtag zum
 und überall fürchten die Anlieger, dass die dann fälligen Straßen-  Gesetzentwurf der SPD deutlich machten, kommt sie nicht vorbei.
 baubeiträge in vier- und fünfstelliger Höhe sie finanziell überfor-  Am 9. April 2019 brachte der BdSt NRW die ersten 84.550 Unter-
 dern. Für Familien, die ihr Haus noch abzahlen, sind solche Sum-  schriften in die Kommunen, die die Unterschriften auf Gültigkeit   Im Juli 2019 tat sie einen ersten Schritt: CDU und FDP wollen ein
 men ebenso untragbar wie für Rentner, deren Rente nicht reicht   prüfen müssen. Denn nur wer in NRW als wahlberechtigt gemeldet   Förderprogramm von 65 Millionen Euro für die Kommunen einrich-
 und die Schwierigkeiten haben, einen Kredit zu bekommen.   ist, darf eine Volksinitiative unterschreiben. Sechs Teams des BdSt   ten, die Beitragssätze für die Anlieger halbieren, die Eigentümer
        NRW haben gemeinsam mit Unterstützern 27 Kommunen persön-  von Eckgrundstücken entlasten und Ratenzahlung zu marktübli-
 Straßenbaubeiträge sind ungerecht, denn der „wirtschaftliche Vor-  lich besucht, um die Unterschriftenlisten abzugeben. Alle weiteren   chen Zinsen festlegen. Das grundsätzliche Problem ist damit noch
 teil“, den die Grundstückseigentümer durch den Straßenausbau   Listen wurden per Post verschickt. Selbstverständlich werden auch   nicht gelöst, zumal wegen der Stichtagsregelung 1. Januar 2018
 haben, ist nicht messbar; sie nehmen keine Rücksicht auf die finan-  Unterschriften, die nach diesem Stichtag noch in Düsseldorf ein-  viele Bürger von den Erleichterungen nicht profitieren, doch kommt
 zielle Leistungsfähigkeit der Grundstückseigentümer; sie variieren   treffen, erfasst und an die zuständigen Kommunen geschickt. Sie   die Landesregierung mit ihren Vorschlägen der Volksinitiative
 von Kommune zu Kommune, je nachdem, welchen Verteilungs-  alle zählen, wenn der BdSt NRW die Unterschriftenlisten nach der   schon deutlich entgegen. Jetzt erwartet der BdSt NRW, dass sie das
 maßstab die Straßenbaubeitragssatzungen vorsehen; die Kommu-  Sommerpause dem Landtagspräsidenten überreicht.  Förderprogramm für die Kommunen weiter aufstockt und die Be-
 nen lassen Straßen verfallen und erneuern sie erst dann aufwen-  teiligung der Anlieger vollständig abschafft – denn dies bleibt das
 dig, wenn die notwendigen Maßnahmen beitragsfähig werden.  T. Müller  Die SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag war schnell auf den Zug   erklärte Ziel des Verbands. Die Regierungsfraktionen haben Anlauf
        aufgesprungen. Schon Mitte November 2018 hatte sie einen Ge-  genommen und müssen nur noch die letzte Hürde nehmen: eine
 „Ihr steht für die richtige Sache“. Das hören die Mitarbeiter des BdSt an ihren In-
 Aus diesen Gründen hat der Bund der Steuerzahler NRW am    foständen immer wieder. Und so gaben knapp 500.000 Bürger ihre Unterschrift   setzentwurf vorgelegt, der den Antrag der Volksinitiative auf Re-  echte Systemänderung durch die Abschaffung des Straßenbaubei-
 31. Oktober 2018 die Volksinitiative „Straßenbaubeitrag abschaf-  für die Volksinitiative „Straßenausbaubeiträge abschaffen“.   form von § 8 Kommunalabgabengesetz NRW und damit Abschaf-  trags. BH



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