Page 33 - Bund der Steuerzahler in Bayern - Chronik 70 Jahre
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1949    1987                                                                                                   2019















 33 Jahre Steuermentalität


 So ticken die Steuerzahler  Leichte Verbesserung der Steuermoral                          Die Meinung, Steuer-  Laura Frener

                                                                                           hinterziehung sei
           %                                                                  1997         generell unmoralisch,
           80                                                                              hat sich weiter verbrei-
                                                                              1999
           70                                                                              tet. Weniger Bürger
           60                                                                 2008         glauben, man könne
 Erstmals im Jahre 1987 ließ der Bund der   Sechs weitere Studien im Auftrag des    MORAL
 Steuerzahler die Steuermentalität der deut-  Bundes der Steuerzahler folgten:  50         Hinterziehung mit
 schen Steuerzahler untersuchen. Diese    40                                               ungerechten Steuer-
 Untersuchung wurde vom „Schmölders    1990     Die Steuerreform im Meinungs-  30          gesetzen oder der
 Institut“, der Forschungsstelle für empiri-  bild der bundesdeutschen   20                öffentlichen Ver-
 sche Sozialökonomik, durchgeführt.    Bevölkerung  10                                     schwendung rechtfer-
 1995      Steuervereinfachung und Steuer-                                                 tigen. Und weniger
 Unter Steuermentalität versteht man die   gerechtigkeit  0                                Menschen denken, wer
                                                                                           bei den Steuern nicht
                                  „Ungerechte
 grundsätzliche Einstellung der Bürger zum   1997      Steuermentalität und Steuer-  „Hinterziehung   Gesetze legiti-  „Verschwen-  Wer nicht   mogelt, verdiene nur
                                                 dung ist
                                                                mogelt,
                     ist generell
 Steuersystem, zur Steuergerechtigkeit und   moral der bundesdeutschen Be-   unmoralisch“  mieren die   schlimmer als    verdient nur   Mitleid.
 zu ihrer individuellen Steuerlast. Die Studie   völke rung und deren Einstellung  Hinterziehung“  Hinterziehung   Mitleid“
 „Steuermentalität der bundesdeutschen                   zur Steuerreform 1997  des kleinen
                                                 Mannes“
 Steuerzahler und deren Vorstellungsbild    1999     Steuermentalität, Steuermoral
 von einer Interessengemeinschaft der    und Einstellungen zur Steuer-
 Steuerzahler“ kam zu dem Ergebnis, dass   reform 1999
 76 Prozent der Steuerzahler ihre Steuer-   2008      Steuermentalität und Steuer-
 belastung als zu hoch empfinden. 70 Pro-  moral in Deutschland 2008  Auch nach der letzten Studie zeigt sich im Zeitvergleich eine ge-  schlossen werden kann. Die Steuermoral wird aus diesem Grund in
 zent empfanden ihre Steuerzahlung gegen-   2014      Steuerkultur und Steuermoral    fühlte Steuerbelastung auf hohem Niveau. Zum einen ist die sub-  der Steuerpsychologie zum einen aus der Beurteilung des Steuer-
 über anderen Steuerzahlern als zu hoch.  in Deutschland 2014  jektive Steuerbelastung gestiegen: 85 Prozent der Deutschen hal-  sünders und zum anderen aus der Beurteilung von Steuerdelikten
        ten ihre Steuern für zu hoch. Das war 2014 der höchste Wert seit   operationalisiert. Der jeweilige Grad der Verurteilung lässt somit
        Ende der 1980er Jahre. Seit langem stagniert die subjektive Steuer-  Rückschlüsse auf das steuerlich relevante Verhalten der Steuerzah-
        belastung auf hohem Niveau. Dabei verstehen die meisten Steuer-  ler zu, sprich auf das Ausmaß und die Form des Steuerwiderstands.
        zahler unter „Steuerbelastung“ nicht nur die Lohn- und Einkom-
 Laura Frener
 Die Deutschen finden Steuern prinzipiell wichtig …  mensteuer, sondern auch indirekte Steuern, Abgaben und Sozial-  Aus fünf Indikatoren lässt sich ein Steuermoralindex bilden. Dazu
                                                              gehören:
        versicherungsbeiträge. Besonders stark belastet fühlten sich
 Grundsätzlich haben   Selbstständige und Freiberufler, Ledige und Angehörige der geho-
 %  %  Zustimmung  die Deutschen eine    benen Mittelschicht. Auch das relative Steuerbelastungsgefühl ist   •    In Steuererklärung immer alles korrekt angeben.
 80  80  positive Einstellung zu   gestiegen. Fast drei Viertel der Bürger sind davon überzeugt, dass   •    Hinterziehung ist auf jeden Fall unmoralisch.
 weder noch   sie im Vergleich mit anderen zu viele Steuern bezahlen.   •    Unmoral wird durch Ungerechtigkeit aufgehoben.
 70  70  Steuern: Knapp drei                                  •   Der Ehrliche ist am Ende der Dumme.
 Ablehnung  Viertel denken, der
 60  60  Die Steuermentalität wird auch durch die Erwartungshaltung der   •    Hinterziehung wiegt geringer als Verschwendung.
 Staat soll damit Armen
 50  50  Bürger zum Staat bestimmt. Dabei wird das Verhältnis der Steuer-
 und Benachteiligten
 40  40  zahlung zur Gegenleistung abgebildet. Sie erwarten, dass der Staat   Im Zeitvergleich der über 40 Jahre hat sich die Steuermentalität
 helfen. Fast zwei von   mit dem Geld, das sie ihm zur Verfügung stellen, verantwortungsvoll   verschlechtert. Die Steuermoral der Deutschen ist aber erheblich
 30  30  drei Deutschen sind   umgeht und die Verschwendung von Steuer geld stoppt. 95 Prozent   besser geworden. Zentrale Gründe für die gestiegene Steuerehr-
 20  20  davon überzeugt, dass   der Bürger – also fast alle! – sind der Ansicht, dass der Staat viel zu   lichkeit ist zum einen die Angst, erwischt zu werden. Sie hat zuge-
 der Staat hohe Steuer-
 10  10  verschwenderisch mit  dem ihm anvertrauten Geld umgeht.  nommen, was zu nicht unerheblichen Teilen auf dem Ankauf der
 einnahmen braucht,
 0  0                                                         Steuer-CDs zurückzuführen sein dürfte. Zum anderen wächst die
 um seine Aufgaben er-
 „Staat muss mit Steuern Armen und Benachtei-  „Staat braucht hohe Steuereinnahmen“  füllen zu können.  Im Gegensatz zur Steuermentalität wird unter Steuermoral nicht   Bedeutung moralischer und politischer Werte im Entscheidungs-
 ligten helfen“  die allgemeine Einstellung zur Steuer, sondern die Einstellung zu   prozess. Hier wirkt sich die Präsenz des Themas Steuerhinterzie-
        bestimmten Verhaltensweisen verstanden, so dass von ihr mit grö-  hung in der  Öffentlichkeit – Stichwort: Zumwinkel- und Hoeneß-
        ßerer Wahrscheinlichkeit auf das entsprechende Verhalten ge-  Affäre – stärker auf die  moralische Bewertung aus. HUL



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 32  Aus unserer Arbeit  70 Jahre | BdSt Deutschland e. V.e | BdSt Deutschland e. V.  70 Jahr                  33
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