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                                   WISSENSWERTES VOM WASSER
Woher es kommt: Sechzig Prozent des
Wassers, das in deutschen Haushalten verbraucht wird, kommt laut Umweltbundes- amt als Grundwasser aus tiefen Bodenschich- ten. Der kleinere Teil ist Quellwasser, Ufer- filtrat (Brunnen in der Nähe von Flüssen und Seen) sowie Wasser aus Seen und Talsperren. Regional ist es sehr unterschiedlich: in Ham- burg zu praktisch 100 Prozent vom Grund im norddeutschen Tiefland, in Berlin großteils als Uferfiltrat aus Seen der Umgebung.
Wer es verbraucht: Jährlich werden
etwa 5,4 Milliarden Kubikmeter Wasser für die öffentliche Wasserversorgung
und etwa 14,6 Milliarden Kubikmeter für Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft und Energiegewinnung entnommen.
(Quelle: Umweltbundesamt)
Wem es gehört: Die Nutzung von Grund-
wasser ist im Prinzip für jeden erlaubt, massive gewerbliche Nutzer zahlen einen „Wassercent“, laut BUND die meisten Bun- desländer für Trinkwasser knapp 9 Cent pro Kubikmeter. Wenn Getränkehersteller also Grundwasser in Flaschen abfüllen, kostet sie das pro Liter 0,009 Cent. In Bayern, Thürin- gen und Hessen ist die Entnahme (noch) kostenlos.
Wer wie viel bekommt: Die Wasserab-
gabe an Haushalte in Deutschland
pro Kopf betrug laut Statista 2023 im Schnitt 121 Liter/Tag.
Das Regenradar: Laut Umweltbundesamt
belegt 2023 mit 958 Liter/Quadratmeter auf der Rangliste der nassesten Jahre seit 1881 den 6. Platz. Trend: Die Winter sind deutlich nasser geworden.
„WASSER IST EIN WERTVOLLES GUT.“
Dr. Stefan Broda, Bereichsleiter bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
sche Grenzen gestoßen ist. Umge- kehrt war die Flut im Ahrtal 2021 nur das verheerendste Beispiel für Stark- regenereignisse, die in Deutschland und überall auf der Welt zunehmen. „Der schöne Landregen, länger anhal- tend und nicht zu kräftig, wird zur Ausnahme“, sagt Broda. Eine Studie, an der er beteiligt war, wagte mithilfe künstlicher Intelligenz Prognosen für Grundwasserstände bis zum Ende des Jahrhunderts. Wenn der Ausstoß von
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Treibhausgasen sehr gering gehalten werden kann – worauf derzeit nicht viel hindeutet –, sind die Auswirkungen nicht sehr markant. In ungünstigen Szenarien allerdings ist ein deutliches Absinken der Grundwasserstände gerade im Nor- den und Osten Deutschlands insbesondere durch wieder- kehrende mehrjährige Dürrephasen zu befürchten.
Dafür Vorsorge zu treffen, wird teuer und anstrengend. Am stärksten betroffen ist die Landwirtschaft: Sie muss Nutzpflanzen finden und entwickeln, die mit Trockenzeiten besser zurechtkommen. Hier sollte die Perspektive über Deutschland hinausgehen, und sie betrifft unsere Konsum- gewohnheiten, denn die Produktion von Obst und Gemüse im ausgedörrten Südspanien ist kaum noch haltbar. Das meiste Gemüse und Obst in unseren Supermärkten kommt im Frühjahr von dort. Broda: „Wir sollten mehr regional und saisonal konsumieren.“ Ihm sei „klar, dass das vielen
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