Page 19 - tegut Marktplatz 6-2024
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ES WIRD BITTER –
ABER NICHT
HOFFNUNGSLOS
Der Klimawandel ist in aller Munde – und da kann man ihn auch schmecken:
Kaffee, Wein, Bier, Tomaten, Äpfel. Unsere alltäglichen Nahrungsmittel
reagieren auf den zunehmenden Wetterstress. Wie Landwirtschaft und Forschung
Lösungen finden und wer von den wärmeren Temperaturen profitiert.
TEXT Raimund Witkop
Viele Kaffeegourmets schwören
auf Arabica-Bohnen, weil sie als
besonders aromatisch und mild
gelten. Lange Trockenzeiten,
niedrige Tiefsttemperaturen
und Jahresniederschläge lassen
die Anbaugebiete schrumpfen.
Resistente Robusta-Bohnen
enthalten mehr Bitterstoffe
K inder und Erwachsene wissen genau, wie ihr Kau-
gummi schmecken sollte und ihre Zahncreme und
ihr Mojito. Jedenfalls nicht so, wie es ihnen mitunter in ame-
rikanischen Supermärkten angeboten wurde: einfach nicht
der gewohnte minzfrische Geschmack. Der Grund für den
Verdruss der Kundschaft hat mit dem Klimawandel zu tun.
Ein Pilz der Gattung Verticillium verursacht eine Welke, die
in Nordamerika Minzefelder befiel und den Anbau immer
weiter nach Westen verdrängte. Der Pilz schätzt Wärme und
kann jahrelang in Böden lauern. „Ein großes Problem“, sagt
Professorin Dr. Corinna Dawid von der TU München. „Die
resistenteren Sorten trafen das gewohnte Aroma nicht.“
Karottenbrei schmeckt nicht mehr
Eine ähnliche Erfahrung machen Unternehmen, die Baby-
brei herstellen: Die Kleinen lehnten zunehmend pürierte
Karotten ab – großes Rätselraten für Eltern und Herstellungs-
betriebe. Der Grund war rasch gefunden: Kleinkinder
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