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„Ich glaube, dass wir mithilfe moderner Technologien
dauerhaft genug gute und gut schmeckende
Lebensmittel für alle produzieren können.“
Dr. Corinna Dawid
Bitterstoffe, ein natürlicher Abwehrmechanismus. „Sie bilden
ein sogenanntes Sekundärmetabolom, das dient zur Verteidigung
der Pflanze“, sagt Corinna Dawid. Die Forscherin
mit dem kompliziert klingenden Fachgebiet „Funktionelle
Phytometabolomik“ hat sich darauf spezialisiert, exakt
herauszufinden, was Geruch und Geschmack eines Lebens-
mittels ausmacht. Es dauert mehr als drei Jahre, bei einer
Pflanze wie der Minze herauszufiltern, welche unter etwa
150.000 Inhaltsstoffen dafür entscheidend sind. Ist das aber
geschafft, lässt sich eine Sorte in wenigen Stunden analysie-
ren. Dann weiß man, wo das Problem liegt, und welche alter-
nativen Sorten in Betracht kommen.
haben viel mehr Sensoren für Bitteres, um sich vor Vergif-
Weine profitieren: besserer Geschmack, neue Rebsorten
tungen zu schützen. Die Bitterstoffe wiederum – für Erwach-
Deshalb ist Dawid zuversichtlich, auf dieser Ebene auf die
sene nicht wahrnehmbar – hatten die Möhren als Reaktion
Klimawandelprobleme erfolgreich reagieren zu können:
auf Klimastress produziert.
„Wir müssen jeweils die richtigen Genotypen oder Sorten
Verdorbene Minzeernten und bittere Karotten sind nur
finden, die Ertrag bringen, die richtigen Nährstoffe enthal-
zwei von vielen Beispielen dafür, wie höhere Temperaturen,
ten, den Umweltbedingungen standhalten und zugleich gut
verschobene Blühzeiten und Probleme mit dem Wasser –
riechen und schmecken.“ Diese ideale Pflanze existiert in
mal zu viel, oft zu wenig – die Erzeugung von Lebensmitteln
der Regel schon, weil Züchterinnen und Züchter sehr viel
in der Welt gefährden. Forschende arbeiten unter hohem
mehr probieren, als gerade zum Einsatz kommt – dies ist in
Druck an der Züchtung von Sorten, die dem Wandel stand-
den Fällen Minze und Karotte mit Unterstützung von
halten können. Bauernhöfe überlegen, ob sie mit Früchten
Dr. Dawid gelungen. „Es kann aber sein, dass sie in 15 Jahren
und Getreide aus südlicheren Breiten besser fahren.
schon nicht mehr passt“, erklärt Dawid, „weil sich die
Umweltbedingungen noch einmal geändert haben.“ Die
150.000 Stoffe – aber welche
Methode, also züchten und geeignete Sorten finden, gilt
sind entscheidend?
für die ganze Welt der Gemüse und Früchte:
Was erst nach und nach ins Bewusstsein rückt: Die Folgen
betreffen Geschmack und Geruch unserer alltäglichen
Lebensmittel. Die bitteren Möhren sind Beispiel eines allge-
meinen Prinzips: Gestresste Pflanzen entwickeln mehr
OBST
Bäume blühen früher, die Apfelblüte im Alten Land bei
Hamburg hat sich um zwei Wochen nach vorn geschoben.
Steigende Temperaturen
weltweit beeinträchtigen
die Ernteerträge und die
Qualität von Tomaten.
Hitzetolerante Sorten sol-
len sicherstellen, dass wir
auch weiterhin all die
leckeren Lebensmittel auf
Tomatenbasis genießen
können
FOTOS iStock (2), Unsplash (2), Andreas Heddergott/TU München
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