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Allein davon ca. 7 Jahre als A-Jugend-Kadertrainer des Schachbundes NRW sollten reichen, jedem Interessierten zu einer Wissenserweiterung zu verhelfen. Bei Interesse bitte E-Mail an caissas_erbe@yahoo.de.
6) Wie kann man sich Ihren Alltag vorstellen?
Neben den bereits geschilderten Aktivitäten gehört das Durchstöbern und Kommentieren diverser Online-Portale á la Spiegel, Zeit, Scharf-Links, Nachdenkseiten etc. und (au weia) zu den nahezu täglichen Ritualen häufig gefolgt von einem Trip zum 5 Minuten entfernten Strand in Jomtien oder aber einem Sprung in unseren Kommunal-Pool. Seit der Geburt meines Sohnes Vishy :-) unternehmen wir auch etwas größere Touren zu etwas außerhalb der Stadt gelegenen Sehenswürdigkeiten. Gelegentliche Diskussionen mit Freunden und Sportaktivitäten am Nachmittag kann ich da noch nennen, als auch noch Mithilfe bei der Verbreitung der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens. Leider habe ich den Eindruck gewonnen, dass je weiter die Technik voranschreitet, den Mitmenschen immer weniger Empathie entgegen gebracht wird. Kooperation statt Konkurrenz ist da eher mein Motto als auch leben und leben lassen.
7) Haben Sie selbst noch Ambitionen sich im Schach zu verbessern?
Bedingt durch das Training und das fortschreitende Alter halten sich meine Ambitionen in Grenzen.2-3 Turniere pro Jahr sind halt nicht genug, um das spielerische Level vergangener Jahre zu halten. Desweiteren habe ich ganz schön Elo federn gelassen bei den letzten Turnieren. Ein kleiner Rückgewinn ist nun erst einmal auf der Wunschliste. Es fehlt mir hier ganz klar ein Trainings- und Sparringspart- nern. Im Trainingsbereich würde ich gerne eine Schachschule, bzw. FIDE-Akademie gründen, doch leider ist derlei hier nur mit einem Sponsor zu bewerkstelligen.
8) Was war das Ungewöhnlichste, was Sie bisher bei einem Schachturnier erlebt haben?
Bei einem Turnier in Kuala Lumpur habe ich den Einsatz der Organisatoren extrem bewundert, als es darum ging, einem nahezu am ganzen Körper gelähmten Spieler die Teilnahme im Open zu ermöglichen. Es wurde eigens ein Bett im Turniersaal aufgestellt und zu jeder Partie eine Person bereitgestellt, um die Züge zu notieren. Der Aufwand und der immense Wille des Spielers haben mich sehr bewegt. Auch eine irre Verfolgungsjagd beim damaligen Wuppertaler 4er-Blitz im Spielsaal bleiben unvergessen. Das Opfer der Jagd blieb Gott sei Dank unversehrt :-)
9) Welche Interessen haben Sie abgesehen vom Schach?
Es gibt viele Dinge die mich interessieren, von Politik und Zeitgeschehen bis hin zu Astronomie, Natur und Philosophie. Des Weiteren wären noch das Geldsystem und neuerlich auch Pool-Billard als Leistungssport zu benennen. Es gibt überhaupt kaum Dinge, die ich uninteressant finde, als da wären z.B. Motorsport und Kosmetik :-)
10) Was sehen Sie als Ihren größten schachlichen Erfolg an?
Selbstverständlich die späte Erringung des GM-Titels, aber auch mehrfache Landesmeister Titel u.a. mit dem tollen Verein KSK 47 Eynatten. Aber auch der damalige Aufstieg mit
Wuppertal in die Bundesliga und der ich glaube 4 oder gar 5-malige Aufstieg mit dem wirklichen Superklub Mühlheim Nord bis in die 1.Liga bleiben unvergessen. Auch der Aufstieg in die 1.holländische Liga mit einem weiteren wunderbaren Verein SV Voerendaal bleibt mir in ewiger Erinnerung. Ich hatte wirklich Glück für diese 3 tollen Vereine spielen zu dürfen und trotz des harten Schnitts mit der Vergangenheit denke ich noch häufig an jene Zeiten zurück.
11) Welche Schachspieler sind Ihre Idole und aus welchem Grund?
Schachliche Idole gibt es viele. Kasparov, Tal und Fischer aufgrund der tollen Dynamik in ihrem Spiel, während Karpov und Kramnik mich mit ihrem Positionsspiel begeistern. Heutzutage würde ich mich aber dann eher doch als Anand- Fan bezeichnen, der auch im gehobenen Alter sehr gute Leistungen erbringt und somit musste dann der Name Vishy auch bei der Namensgebung meines Sohnes herhalten. Ich hätte auch noch Nigel Short nennen können, der mit über 50 Lenzen noch ganz Hervorragendes zu leisten weiß.
12) Wie wird Ihrer Meinung nach die Schachwelt in 10-20 Jahren aussehen?
Ich kann meine Glaskugel gerade nicht finden und somit nur unzureichend in die Zukunft schauen. China und andere asiatische Länder wie z.B. Indien und sogar Vietnam werden sicher weitere Topspieler hervorbringen und ich hege keinen Zweifel daran, dass die Schachkrone auch wieder nach Asien überwechselt. Scans beim Betreten des Turniersaals werden wohl in Zukunft unumgänglich sein, als auch hoffentlich härtere Strafen bei Betrugsversuchen.
13) Welchen Ratschlag würden Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben um sich in den folgenden Bereichen zu verbessern?
Eröffnung:
Im Eröffnungsbereich empfehle ich immer den eigenen Charakter mit einzubeziehen, da m.E. viele Amateure dazu neigen, nur auf Statistiken zu achten und somit teilweise Eröffnungen studieren, die ihrem eigenen Charakter zum Teil widersprechen. Ungeduldigen oder aber gar cholerischen Charakteren würde ich da zum Beispiel nicht die Spanische Abtauschvariante empfehlen, sondern eher schärfere und konkretere Varianten.
Mittelspiel:
Für das Mittelspiel empfehle ich einen Trainer zu Rate zu ziehen, da man sich in der heutigen Informationsflut leicht verlieren kann. Das Nachspielen von Partien mit dem jeweiligen Gegner sollte ein muss sein, um neue Ansichten zu gewinnen. Ferner empfehle ich, sich für jede Eröffnung einen Vorbildspieler zu suchen und dessen Mittelspielbehandlung dann genauer zu betrachten.
Endspiel:
Endspieltraining ist mit Standardwerken a la Averbach und Co. sicherlich der leichteste Teil, da sich hier die Bewertungen selten ändern, hier kann ich z.B. Karsten Müllers Werke empfehlen unter vielen anderen. Einfach mal die besten Schachbücher googeln und vergleichen, welche Titel am häufigsten genannt werden...
MAI 2017
Interview
ROCHADE EUROPA
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