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Lehrbuch der Verteidigung
Lothar Nikolaiczuk
Völlig zu Recht weist Autor Lothar Niko- laiczuk in seinem Vor- wort darauf hin, dass es zahlreiche Bücher zum Angriff gibt, aber so gut wie nichts über die Verteidigung. Und das, obwohl Caissas Normalschachspieler weit weniger Gele- genheit hat, einen tol-
len Angriff vom Zaun zu brechen als eine eher wacklige Stel- lung zusammenzuhalten. Eine solche zu verteidigen mag immerhin Remis retten und das wäre doch schon etwas, nicht wahr? Das Buch ist in fünf Kapitel unterteilt: Teil I „We- sentliche Prinzipien“; Teil II „Überhaupt nichts los“; Teil III „Rettung am laufenden Band“; Teil IV „Mit einem blauen Auge“ und Teil V „Noch am besten“.
In den Teilen I, II, IV und V werden zahlreiche, gute und gut nachvollziehbar kommentierte Beispiele von möglichen Verteidigungen gezeigt. Diese sind naturgemäß teilweise etwas länger, so dass man viele davon am Brett nachspie- len sollte. In dieser Form durch die Stellungen geführt zu werden, dürfte auch vielen Schachfreunden gefallen, die weniger wettbewerbsorientiert sind, aber Freude an inter- essanten Stellungen haben. Dem Leser, der lieber selbst an Stellungen knobelt, wird Kapitel III gefallen. Dort findet er „100 Rettungen“ in Form von 100 Aufgaben, die es zu lö- sen gilt. Für diese nette Sammlung sollte man dem Autor eine Rettungsmedaille anpinnen, denn sie allein rechtfer- tigt schon den Kauf des Buches.
Die Lösungen geben nicht nur Ideen zur Behandlung kri- tischer Stellungen, sondern enthalten auch viele kreati- ve Momente und vertiefen das Schachverständnis. Das Spektrum potentieller Leser reicht m. E. vom engagierten Hobbyspieler bis zur gehobenen Klubstärke, da die guten Erläuterungen auch weniger erfahrenen Spielern den Ein- stieg ermöglichen, ohne dabei für die spielstarken Leser langweilig zu werden. Eine gelungene Synthese von net- ter Unterhaltung und praktischem Lernen, die allen etwas bieten kann.
Alles in allem ein sehr gelungenes Buch mit hohem prakti- schen Nutzen, das nebenher mehr zur Steigerung der spie- lerischen Kreativität beiträgt als mancher einschlägige Ti- tel. Diesen Aspekt schätze ich persönlich sogar noch etwas höher ein als die eigentliche Thematik. Ein gutes Preis-Leis- tungs-Verhältnis rundet das positive Urteil ab.
Fazit: Fünf Sterne, sehr empfehlenswert!
IM Dirk Schuh
Das Rezensionsexemplar wurden vom Schachversand Niggemann (www.schachversand.de) gestellt.
Aljechin - Leben und Sterben eines Schachgenies
Ulrich Geilmann
Im Frühjahr brachte der Joachim-Beyer- Verlag mit Ulrich Geil- mann „Aljechin – Le- ben und Sterben eines Schachgenies“ (108 Seiten, Euro 14,95) ein bemerkenswer- tes Buch heraus. In
launigem Erzählstil bildet das Erstlingswerk des Autors – diplomierter Stadtplaner, Hobbyschachspieler, Vizepräsi- dent des Schachbundesliga e. V. und Mitglied der Emanuel Lasker Gesellschaft – das außergewöhnliche Leben (und Sterben) des vierten und sechsten Weltmeisters der Schachgeschichte ab. Bei dem Buch handelt es sich nicht um ein Schachlern- oder -lehrbuch, sondern um einen Ro- man.
Deswegen werden auch Hobbyschachspieler und solche, die vom Schach nur wenig Ahnung haben, Freude daran haben.
Wie der erfolgreiche Großmeister Rustem Dautov in sei- nem Vorwort richtig schreibt, gehörte Dr. Alexander Alje- chin sicher zu den schillerndsten Charakteren der Schach- geschichte. Doch nichts ist nur weiß oder schwarz, was sicher auch auf die ambivalente Persönlichkeit Aljechins zutrifft.
Dass Aljechin als Schachgenie zu betrachten ist, mag unum- stritten sein. Doch wer steckt hinter dem Menschen Alje- chin? Hier wagt der Autor – ausgehend von den nüchternen Lebensfakten – einen eigenen Erklärungsversuch.
In eine noch zaristische Zeitepoche hineingeboren kann- te Aljechin als Kind begüterter Eltern keinerlei finanziellen Probleme. Dies gestattete ihm zunächst, sich neben Schu- le und Studium ganz dem Schachspiel zu widmen.
In unterhaltsamem Plauderstil zeichnet der Autor die Zei- tenwende nach der Oktoberrevolution nach, die Aljechin über Nacht mittellos macht, ihn in die Fänge des sowjeti- schen Geheimdienstes treibt und aus seiner Heimat aus- wandern lässt. Doch er wird auch Opfer des Zweiten Welt- kriegs.
Hier sollen nicht die Gründe vorweggenommen werden, die ihn zum Alkoholiker, Kollaborateur der Nazis und Op- portunisten werden ließen. In den Text sind siebzehn ex- zellente Kombinationen Aljechins eingebaut, deren Lösung sich im Anhang findet.
Heinz Däubler
Das Rezensionsexemplar wurden vom Schachversand Niggemann (www.schachversand.de) gestellt.
bÜCHER TIPP
MÄARI 2Y 0201715
ROCHADE EUROPA
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