Page 78 - Dez2017
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Im Lauf dieses Jahres werden sie Weine machen, von denen manche zehn und andere Tausende Euro kosten.
Doch wenn es der Berg ist, der die Weine so besonders macht – wie kann es dann sein, dass sie so unterschiedlich bewertet werden?
Wenn man die L138, die den Berg säumt, nach Westen weiterfährt, kommt man in das Dörfchen Wiltingen. Dort, gleich neben der Kirche, hat sich der Urenkel des Bitburger-Gründers, Roman Niewodniczanski, ein altes Kloster renovieren lassen. Auf einem Messingschild neben der Tür steht Van Volxem, der Name seines Weinguts. Niewodniczanski ist ein zwei Meter großer Mann mit vollen Lippen, blauen Augen, sehnigen Unterarmen und langem blondem Haar, das er zu einem Zopf zurückbindet. Roman Niewodniczanski ist der Popstar unter den Winzern vom Scharzhofberg, er will, sagt er, für Wein das werden, was seine Vorfahren für Bier wurden, „einer der führenden Betriebe in Deutschland“.
Wenn man ihn fragt, was die Weine von Egon Müller von den anderen unterscheidet, macht er als Erstes die historische Perspektive auf, schlägt hundert Jahre alte Weinkarten auf, aus dem Ritz in Paris, aus dem Ritz-Carlton in New York, auf denen Saarweine ganz oben standen – um dann einen langen Abstieg zu beginnen: „Zweiter Weltkrieg, Holocaust“, die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Weinhändler, die Wein in alle Welt exportiert hatten, der Imageverlust des deutschen Weins in der „68er-Zeit, in der alles Deutsche schlecht, spießig, braun angehaucht erschien“, und schließlich das „Weingesetz 71“, in
Müller talks about the 100-year-old vines on the hill, and the slow growing grapes on the Saar, globally viewed as a cool growing region. About hand-picked berries, from which he produces old style wine, with a hint of sweetness. About his customers, young Riesling obsessives, old English ladies, bankers and oligarchs, who pay not only for the taste of their wines, but for a very rare product with a long and special history.
In 1797, an ancestor of Müller bought the manor estate during the Napoleonic secularisation. In times since then, his family established the Scharzhofberg. Asking Müller what has made them so successful, he acts modestly and directs
Over the course of this year they will make wines, some of which cost tens, and others, thousands, of euros.
the attention back to the hill. „I am here in the sixth generation now. And without exception, all of the wines were at the top of the wines list on the market in their time. One would have to be quite pompous to say that a family can reproduce good talent in such an uninterrupted sequence. We have to say: It is the vineyard.“
Noon. Müller‘s wife Valeska, 41, sporty and slim, dressed in jeans and trainers, brings salmon cuts.
„Wine?“ asks Müller. I shake my head. I‘m not a wine connoisseur and I don‘t want to invent any  avours, I say. Don‘t worry, says Müller, as he is not a wine connoisseur either. I‘m laughing, but
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