Page 80 - Dez2017
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Im vergangenen Herbst waren Flecken auf Blättern der Reben aufgetaucht: Schwarzfäule, ein Pilz, der durch die Klimaerwärmung seit ein paar Jahren auch an der Saar auftritt. Müller ringt mit sich. Er ist kein Öko-Winzer. Dennoch möchte er mit wenig Spritzmitteln auskommen. Jede Behandlung legt nicht nur die Pilze lahm. Sie nimmt auch den Trauben Reifetage, auf die es am Ende vielleicht ankommt, bei Müller noch mehr als bei seinen Nachbarn, weil seine Trauben mehr Sonne brauchen, um süß zu werden. Das Wetter ist trocken bisher, kein gutes Klima für Pilze. Müller glaubt, es riskieren zu können, nicht zu spritzen. „Es ist wie eine sportliche Herausforderung“, sagt er. „Wie lange schaff ich’s, die Luft anzuhalten. Mit jedem Tag, an dem ich nichts mache, steigt der Druck.“
Auf den Nachbarparzellen des jungen Max von Kunow bringen die Arbeiter jetzt Backpulver, Kupfer und Schwefel aus. Er verwendet keine synthetischen Fungizide, er verkauft seine Weine unter dem Label fair’n green. Seit er das Gut 2010 übernahm, macht er auch koscheren Wein und Feng-Shui-Wein, der bei Mondschein geerntet wird. So will er neue Märkte erschließen. Außerdem: „Ich hab ja auch Weinmarketing studiert. Das Wichtigste ist, dass über einen gesprochen wird.“
An der Regenrinne des Müllerschen Herrenhauses ranken rote Rosen. Müller blickt re exhaft darauf, wenn er vorbeigeht. Rosen sind sehr emp ndlich für Echten Mehltau, eine weitere Pilzkrankheit, die seine Reben befallen kann. Als sich eine feine weiße Schicht über die Rosen legt, ist er erleichtert: Endlich hat er einen eindeutigen Grund, zu spritzen.
Dass er lieber auf Nummer sicher geht, hängt mit einem Erlebnis in seinem ersten Jahr als Winzer zusammen, 1986 war das. Müller kam frisch vom Weinbaustudium und wollte es unbedingt schaf fen, eine der kostbaren Trockenbeerenauslesen zu machen, für die das Weingut berühmt ist. Dafür müssen die reifen Trauben im Herbst den Botrytis- Pilz entwickeln, der ihre Haut perforiert, das Wasser verdunsten lässt und so den Geschmack weiter konzentriert. Je weniger man spitzt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sich dieser – erwünschte – Pilz später im Jahr auf den Tauben ansiedelt.
Botrytis aber macht die Stiele mürbe. Man hatte gerade mit der Ernte angefangen, als ein Sturm aufkam. Als Müller in den Weinberg kam, lagen
plots here in 2000. They are the protagonists at the Scharzhofberg, and, apart from them, there are four other enterprises to whom destiny has assigned a piece of the Garden of Eden.
Over the course of this year they will make wines, some of
which cost tens, and
others, thousands,
of euros.
But if it‘s the hill
Im Lauf dieses Jahres werden sie Weine machen, von denen manche zehn und andere Tausende Euro kosten.
which
makes
the wines -
how can it be
then, that these wines are perceived so differently?
If you drive westward along the L
138, which borders the hill, you will reach the village of Wiltingen. There, right next to the church, the great-grandson of the founder of
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