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MARITIME SICHERHEITSPOLITIK
Dreizack 2025
Maritime Sicherheit zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Carl Kruttke*
Vom 19. bis 21. März 2025 ging die vom Institut für Sicher- heitspolitik an der Universität Kiel (ISPK) und der Deut- schen Maritimen Akademie (DMA) des Deutschen Marine- bundes (DMB) ausgerichtete akademische Netzwerktagung Dreizack in die nunmehr neunte Runde. Bei bestem Wetter kamen erneut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Hotel admiral schEEr in Laboe zusammen, um über vergan- gene, aktuelle und zukünftige maritime Strategien und Her- ausforderungen zu diskutieren.
Nach der Begrüßung durch Johannes Peters (ISPK) und Jann M. Witt (DMA/DMB) begann die Veranstaltung mit einem Besuch der Einsatzflottille 1 im Marinestützpunkt an der Kie- ler Förde, bei welchem die Teilnehmenden nach einem ein- führenden Vortrag die Möglichkeit bekamen, das Minenjagd- boot rottwEil (M 1061) zu besichtigen. Anschließend ließ man den Abend in geselliger Runde beim traditionellen Einlauf- bier im admiral schEEr ausklingen.
Den Auftakt des zweiten Konferenztages machte Anne Runhaar (Kiel), welche, nicht ohne Augenzwinkern, den Ver- gleich von Vor- und Nachteilen der militärischen Nutzung von Meeressäugern und Drohnen anstellte. Anschließend stellte Sebastian Schwartz (Berlin) die Ergebnisse seiner For- schungsreise in die Ukraine vor, auf der er die ukrainische Drohnenkriegsführung untersuchte. Dabei blieb besonders seine eindrucksvolle Schilderung im Gedächtnis, dass eine Brigade dort aufgrund von kurzen Entwicklungszyklen und pragmatischen Lösungen wie ein Start-up agiere.
Nach einer Führung durch das Marine-Ehrenmal in Laboe widmete sich das zweite Panel den hybriden Angriffen und der Bedrohung Kritischer maritimer Infrastruktur (KRITIS). Sarra Majri (Bremerhaven) schilderte die Ergebnisse ihrer akademischen Simulation, in der kritische Bahninfrastruk- turen im Hafenbereich durch eine luftgebundene Drohne aus- geschaltet werden sollten. Daniel Hüfmeyer (Bremerhaven) referierte über das Spannungsfeld zwischen innerer Sicher- heit und extern gesteuerten hybriden Bedrohungen, während Rebecca Mossop (Bremerhaven) die ethischen Aspekte des Einsatzes von Quantencomputing zur Modellierung mariti- mer Strömungen diskutierte.
Der Tag endete mit einem beeindruckenden Besuch der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) und einer anschließenden Führung auf dem Seenotrettungs- kreuzer bErliN.
Der dritte und letzte Tag schließlich stand ganz im Zeichen historischer und strategischer Betrachtungen. Eingeläutet
wurde das Panel zur Geschichte maritimer Herausforderun- gen durch Kerrin Langer (Dortmund), die das Konzept des „militärischen Metabolismus“, also dem Wechselspiel zwi- schen Militär und Umwelt, entwickelt und anhand dreier bri- tischer Kriegsschiffe analysiert hat.
Carsten Siegel (Wilhelmshaven) erläuterte seine Pläne zur Neukonzeption einer Ausstellung im Marinemuseum, bei der ein Marineeinsatz durch einen „Embedded Historian“ begleitet werden soll, um aus erster Hand davon berichten zu können.
Johannes Fischbach (Berlin) beleuchtete den relativen Erfolg der Marine im Zuge der Neubewaffnung der jungen Bundes- republik, insbesondere angesichts der Tatsache, dass keiner- lei Marineoffiziere in die Verhandlungen eingebunden wur- den. Er resümierte seinen Vortrag mit der provokanten Frage, ob fehlende politische Aufmerksamkeit nicht auch von Vor- teil für die Entwicklung der Marine sein könne.
Nach der Kaffeepause, begleitet durch einen Kurzvortrag von Marco Thiele (Berlin), Vorsitzender Marine/BundeswehrVer- band, schloss die Tagung mit Vorträgen zum Thema „Marine zwischen Wissenschaft und Praxis“. Zunächst teilte Achim Winkler (Lüneburg) interessante Einblicke aus seiner langen Karriere als Schnellbootkommandant, Pressesprecher der Marine und Ausbilder auf dem Schulschiff gorch fock, wor- aufhin Jonas Bingert (Kiel) einen kritischen Blick auf die Auf- stellung der Reservekompanien der Marine warf. So bestün- den zwar materielle und strukturelle Defizite, an Motivation mangele es den Reservistinnen und Reservisten jedoch nicht. Nach einem abschließenden gemeinsamen Mittag- essen endete der Dreizack 2025 – mit vielen offenen Fra- gen und wertvollen Erkenntnissen für die maritime Sicher- heit der Zukunft.
Damit blicken ISPK und DMA/DMB erneut auf eine erfolg- reiche Nachwuchstagung zurück, die vornehmlich jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem wei- ten Feld der maritimen Sicherheit eine Plattform bietet, ihre Arbeiten vorzustellen und sich untereinander zu vernetzen. Somit bleibt nur, den Blick voller Vorfreude auf den „Jubi- läumsdreizack“ im kommenden Jahr zu richten, der voraus- sichtlich in Berlin stattfinden wird. 7
* Carl Kruttke studiert Internationale Beziehungen an der TU Dresden und ist seit Mitte Februar Praktikant am Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel.
38 Leinen los! 5/2025
Foto: Kruttke