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Geschichte
64. Vorpostenflottille mit anschließender Internierung der Flottille in Norwegen. Im Oktober 1945 kam Nordin ins ameri- kanische Auffanglager in Heilbronn bzw. Mannheim. Ende 1945 gelang ihm die Flucht nach Weimar. Im Januar 1946 trat VP-Wachtmeister Nordin in den Polizei- dienst. Er absolvierte die Landespolizei- schule Thüringen in Erfurt und 1948 als VP- Kommissar die „Höhere Polizeischule“ in Berlin. 1949 war er Fachlehrer „Strafrecht“ an der „Polizeihochschule“ Kochstedt/ Dessau. Im Januar 1950 wechselte VP-Rat Nordin in den Stab der HVA in Berlin. Drei Monate nach Bildung der HV Seepolizei wurde VP-Kommandeur Nordin stellvertre- tender Leiter der Seepolizeischule Parow. Von 1951 bis 1958 war er Kommandeur der Seeoffiziers-Schule bzw. -Lehranstalt Stral- sund. Anschließend diente er drei Jahre als stellvertretender Chef des Stabes der Seestreitkräfte. Von 1961 bis 1963 war er Chef des Kommandostabes. Von 1963 bis 1976 leitete Dr. Nordin (KAdm 1966, Pro- fessur 1970) die Fakultät bzw. Sektion See- streitkräfte an der Militärakademie Dres- den. 1978 zum Vizeadmiral befördert, war er bis 1984 Chef der Offiziershochschule in Stralsund.
Die Marinekarriere von ex Obergefrei- tem Paul Wassilenko (Jg. 1925) ist beglei- tet von Enthusiasmus und Frustration. Er wurde im Juli 1942 zur Kriegsmarine in die 19. Schiffstammabteilung eingezogen. Er absolvierte 1943 die Marine-Nachrichten- schule in Waren/Müritz und Signalschule in Neu-Fahrwasser. Dann fuhr er als Sig- nal-Obergefreiter bis Mai 1945 auf Minen- schiffen. Er diente bis September 1946 in der 9. Minensuch-Abteilung der 4. Minen- räumdivision (GMSA). Nach Internierung in Dänemark wurde er im Oktober 1947 aus der Marine entlassen. Er trat in den Dienst der Volkspolizei und absolvierte 1949/50 die Offiziersschule der HVA mit Ernennung zum Offizier. Im November 1950 wechselte er zur HV Seepolizei. Er wurde Lehroffizier für Signalausbildung an der Seepolizei- schule Parow und dann an der Seeoffiziers- Lehranstalt Stralsund. Er leitete den Lehr- stuhl Nachrichten/Signalwesen. Im März 1955 wurde er zur Krylow-Akademie der sowjetischen Seekriegsflotte nach Lenin- grad delegiert. Im Februar 1956 brach Wassilenko den Lehrgang ab. Wegen sei- ner Kritik über die Lebens- und Studien- bedingungen in Leningrad wurde er aus
Seepolizei-Hauptwachtmeister Ludwig Jordan, 1950 Seepolizei
Fähnrich zur See Eckhart Reimann (Crew X43 auf Z 36, 1944) und als Oberleut- nant Int., 1952
der VP-See entlassen. Im März 1957 floh er nach Westberlin, kehrte jedoch 1958 in die DDR zurück. Die Stasi verhaftete ihn. Man machte Wassilenko wegen unter- stellten Geheimnisverrat den Prozess und verurteilte ihn zu sechs Jahren Zuchthaus.
U-Boot-Lehranstalt
Markant war die Verwendung von kriegs- gedientem Marinepersonal an der U-Boot- Lehranstalt Sassnitz-Dwasieden (1953). Neben deren Chef, Fregattenkapitän Heinrich Jordt (ex Maschinenobermaat), gehörten zu den leitenden Offizieren die Kapitänleutnante Herbert Bauer (Ausbil- dungsleiter), Gerhard Klippstein und Erich Thieme. Ehemalige Fähnriche, Unteroffi- ziere und einige Offiziere der Kriegsma- rine waren Lehrstuhlleiter. U.a. die Ober- leutnante zur See Joachim Tiburski (Tak- tik), Hans Frohberg (Navigation), Leutnant zur See Walter Seifert (Torpedo) sowie die Oberleutnante Ing. Hans Marquard und Reinhold Banse (Schiffsmaschinen).
Klippstein (Jg. 1919) trat 1937 in die Kriegs- marine ein. Er absolvierte 1939 die Schiffs- artillerieschule Kiel. 1943 war er Obersteu- ermann auf dem U-Boot-Begleitschiff wil- hElm bauEr sowie Flottillensteuermann in der U-Bootsflottille Gotenhafen. Als II. Wachoffizier fuhr Leutnant zur See Klipp- stein 1944 auf dem Flottenbegleitschiff F 10. Mit Kriegsende wurde er 1945 Kompa- niechef in der 1. Marine-Grenadierdivision. Klippstein trat im Juni 1950 in den Dienst der HV Seepolizei. Als Seepolizei-Rat war er 1951 Stabschef der Schiffsstamm- abteilung in Kühlungsborn. Klippstein gehörte im Juli 1952 zur deutsch-sowje- tischen Kommission, die Personal für die geheime U-Boot-Ausbildung auswählte. Mit Beginn der U-Boot-Ausbildung am 2. Januar 1953 leitete Klippstein 4 Offiziers- klassen der Fachrichtungen Kommandant, Wach-, Torpedo- und Schiffsmaschinenof- fizier. Er war als Chef der künftigen U-Boot- Division vorgesehen.
Führungskräfte
Marineangehörige als Obersteuermann, Oberbootsmann und Fähnrich der Kriegs- marine wurden mit Offiziersdienstgrad Kommandanten auf den bis 1955 in Dienst gestellten Schiffen und Booten der VP-See. Dazu gehörten u.a. Alfred Schneider, Kurt Hollatz, Gerald Baumbach, Horst Förster, Hannes Schuldt, Heinz Pilling, Heinz Lang- kabel, Helmuth Berger, Heinz Kühne, Horst Schulze, Johannes Rödel, Heinz Jäckel, Herbert Thiele, Hans Ebeling, Karl Fischer und Albert Bauer.
Einige nahmen eine Dienstlaufbahn als Abteilungs-, Brigade- und Flottillenchef oder Kommandeur einer Lehreinrichtung. Kurt Kmetsch (Jg. 1909) war als Oberleut- nant zur See 1943 bis Mai 1945 Komman-
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Fotos: Eckhart Reimann, privat (2)