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Meine Jahre in Rütenbrock …
3. Rütenbrock als Zollstation
Nach dem Wiener Kongress wurde Rütenbrock vom Um 1900 wurde die Überwachung der Grenze und
Fürstbistum Münster getrennt und kam zum das Personal beim Zollamt verstärkt. Die Beamten
Königreich Hannover. Der neue Grenzvertrag von kamen zunächst in Privatquartieren unter, bis die von
1824 sicherte die Besitz- und Grenzverhältnisse und der Regierung gebauten Zolldienstwohnungen fertig
damit auch die Aufwärtsentwicklung des waren. Insgesamt machten 1906 elf Beamte, darunter
Grenzortes. Im Jahre 1830 war das Haus Nr. 62 a an zwei Praktikanten, in Rütenbrock Dienst. Das Gehalt
der Barthstraße in der Größe von 6 x 15 m ein der Beamten war mit 60 bis 90 Thaler sehr gering.
Zollhaus, wo Zolleinnehmer Hoge die Die meisten suchten deshalb einen kleinen Zugewinn
Grenzabfertigung vornahm. In einem anderen im Betreiben einer Landwirtschaft (Vieh,Torf). Die
Zollhaus wohnte ein weiterer Zolleinnehmer. Familienangehörigen, vor allem die Ehefrauen,
Nachweislich gab es 1866 zwei Zollbeamte in mussten fleißig mit anpacken.
Rütenbrock. Die Zollstraße, ein Sandweg, verlief
paralell zur heutigen Durchgangsstraße, war 250 m Der Zollverkehr bestand in diesen Jahren aus
lang und 8 m breit. Als 1873 bis 1878 der Kanalbau Roggen, Hafer, Kartoffeln, die aus Holland
von Haren nach Rütenbrock vollzogen wurde, gab eingeführt wurden. Da die Bürger nur wenig Geld
es ein zweites Zollamt am Hafen neben der hatten, wurde mit Schafen oder Rindern bezahlt. Nur
Gastwirtschaft Kocks. Jetzt wurde der bisherige die Zollgebühren mussten bar entrichtet werden. Um
Übergang geschlossen, die Durchgangsstraße wurde 1900 kamen Schiffe (Harener Pünten, flachbodige
Zollstraße. Boote) aus Holland mit Steinen für den
zunehmenden Häuserbau. Die Schiffe nahmen
Für den Zoll Kunstdünger und Stroh mit zurück. Auf der
bedeutete das Zollstraße wurden mit Pferdefuhrwerken Mehl,
zusätzliche Roggen, Butter, Käse, Reis, Kaffee und Tee von
Aufgaben. Die Holland und Schweine, Kälber, Hafer und „alte“
Schiffe, von Pferde nach Holland verbracht. In der Kriegszeit
den Familien- wurden Seife, Fette, Kakao, Weizenmehl und
angehörigen anderes in großen Mengen von Holland eingeführt.
getreidelt, Für 1959 wird der Einfuhrhandel mit Torf, Hafer,
konnten nach Holland fahren und mussten Bausteine, Beton-
dementsprechend bei Ein- und Ausfahrten pflastersteine, Dach-
zollrechtlich behandelt werden. Außerdem nahm der ziegel, Dränrohre, Bau-
Straßenverkehr infolge des besseren Ausbaus sand, Mergel, Rasenei-
ständig zu. Das war für die preußische Kasse (ab senerz, Dextrin, Hart-
1866) durchaus gewinnbringend, zumal 1887 die faserplatten und vieles
Zolltarife erhöht wurden. Dadurch wiederum mehr registriert, während
erhöhte sich naturgemäß auch die Schmug- Stroh, Torfmull, Zement
geltätigkeit, die von den Grenzern bekämpft werden und gebrauchte Kraftfahrzeuge ausgeführt werden.
musste.
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