Page 28 - 2021 - Gelhaus W CLP - Rütenbrock (hart) an der Grenze
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Meine Jahre in Rütenbrock …





                                            3.        Meine Zeit in Rütenbrock
                                                           Das Gasthaus Boll

          Bald lernte ich sie alle kennen, den Mohs-Harm,         Gesprächsstoff,  wenn  ein  weiterer  Gast  sich  an
                                             Krassen-Bernd,       einen  anderen  Tisch  setzte.  Zu  ihm,  dem  Jan,
                                               Loose-Dierk,       setzte sich nur selten einer.
                                         Moor-Bernd,  Post-       In  der  Tat,  jeden  Nachmittag  trank  er  bei  Bolls
                                         Job, die Holländer-      etwa  einen  halben  Eimer  Bier  -  JA  !!  -  aus
                                         Junggesellen  und        Flaschen;  einen  Bierkran  gab`s  in  dem
                                         viele  andere,  die      Ostfriesenhaus,  vorne  im  ersten  Zimmer,  in
                                         sich  zum  Wohl-         dieser  Gaststätte  nicht.    Hatte  er  eine  schlechte
          fühlen, gar zum Stressabbau bei der Tante Frieda        Kindheit  gehabt,  weil  er  soviel  trank?  (Wie  so
          und  dem  Onkel  Heinrich  trafen.  Einige  kamen       viele vorgeben, die trinken oder sonst ihr Elend
          schon  morgens,  andere  aber  immer  nachmittags       zeigen müssen oder wollen!) Wohl nicht, …
          oder  nach  der  täglichen  Arbeit  am  Abend.  Jan
          Groll aber immer schon nachmittags etwa gegen           … er war lange auf der anderen Seite der Grenze
          16 Uhr.                                                 in  Ter  Apel    Besitzer  einer  Anzugfabrik;  nur,
                                                                  diese  Fabrik  litt  auch  unter  der  EU:  In  anderen
          Dann saß er da mit einer Zigarette, die in einer        Ländern ließ es sich alsbald billiger produzieren,
          Zigarettenverlängerungshaltung  gespannt  war.          und  so  kam  es,  wie  es  kommen  musste:  Einen
          Mehr  unterhielt  er  sich,  wenn  überhaupt,  dann     Chauffeur  konnte  er  sich  nach  einigen  Jahren
          mit  dem  Heinrich,  seinem  Freund.  Mit  anderen      nicht  mehr  leisten,  er  kam  mit  dem  Fahrrad  zu
          weniger,  aber  auch;  dieses    lag  nicht  an         Bolls, trank aber gleich viel Bier wie früher; das
          Überheblichkeit, er war nun mal so.   Er paffte in      mussten    seine   Rentenbezüge      noch    wohl
                                       den  Gastraum;  ein        hergeben. Sein Trinken, lag`s  daran, dass er nur
                                       Fenster  war  meis-        einen  Sohn  hatte  und  als  dieser  geboren    war,
                                       tens  nicht  geöffnet,     seine  Frau  ihm  den  Beischlaf  mit  dem  Hinweis,
                                       die              alte      ein Kind sei genug, verweigerte?  (So   berichtete
                                           Belüftungsanlage       er selbst; ich hatte es von der Tante Frieda.)  Er
                                       war  schon  lange          verkehrte     aber  weiterhin,  so  seine  Aussage  an

          ausgefallen.  Ab  und  zu  kuckten  beide,  der  Jan    meine  Tante,  durch  sie  an  mich,  und  zwar  in
          und  der  Heinrich,  einfach  in  den  Raum,            einem Maße, dass, so seine Meinung, wenn jeder
          manchmal aus dem Fenster und fanden dann nur            Schuss        ein  Treffer      geworden  wäre,    er  ein







                                                                                             … (hart) an der Grenze



                                                                                                                                       20
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