Page 32 - 2021 - Gelhaus W CLP - Rütenbrock (hart) an der Grenze
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Meine Jahre in Rütenbrock …
Besuche bei ihr künftig doch nicht, wie jedenfalls unter Wäre gar die Annegret selbst bei mir in Siegen
uns Studenten nur üblich, mit der Hand, sondern mit gewesen, hätte mir gezeigt, dass man nicht
dem Messer schneiden und mit der Gabel essen. ~ Hand anlegt, sondern dass das anders gemacht
wird, dass das anders geht, dann, ja, dann wäre
Klar, sie, Mama und Papa von ihr, hatten ja Recht: alles anders gekommen, hätte unsere Liebe
Schnitten isst man nun mal mit Messer und Gabel, aber sogar einen anderen Verlauf genommen. Oder?!
die Gewohnheit aus dem Studentenheim! Wo`s keiner Ich war ja so unerfahren, so unbeholfen im
tat …. !? Wo alle die Jungs, die Studierenden, nur ………….. Brotschnitten essen! ~
immer Hand anlegten. Schließlich, sie waren allein, es
sah ja keiner! Und Mädchen, junge Studierende, die Ich war frustriert! Ich wusste nicht, was ich
einem beibrachten, das man nicht Hand anlegen sollte, davon halten sollte. Ich empfand diese
die einem lehrten, wie`s ging, die einem sagten So Aufforderungen, durch sie von den Eltern
geht das nicht oder so geht das! , die neben einem übermittelt, als eine unmögliche Erniedrigung,
saßen und einem zeigten, wie das denn so geht, die aber auch dass sie, meine Geliebte, sich nicht
einem zuflüsterten Junge, pass auf, das geht schief, offen deswegen gegen die Eltern, vor allem
Du blamierst Dich beim Handanlegen, die einen zur gegen das mit Sie anreden, auflehnte. Sie: Ich
Seite nahmen, es einem zeigten, wie das denn so geht, möge dann doch die Eltern in der dritten Peron
die einem durch Augenzwinkern, gar Augenverdrehen anreden – auf platt etwa mit i, ji oder hi oder
wissen ließen, so ist`s richtig, und hernach schön so.
lächelnd ihre Zufriedenheit zeigten, oder die einem
mitleidig danach begegneten, wenn`s mal nicht so Diese Erniedrigung: Menschen jahrelang zu
geklappt hatte, die es dann noch einmal probieren kennen, mit ihnen oft geredet zu haben, in der
ließen, und wenn`s dann noch nicht geklappt hatte, Du-Form, dann plötzlich Jahre später auf einmal
noch mal schulten in dem Handanlegen oder eben die Aufforderung nach der Anrede mit SIE! Er
Nicht-Handanlegen, die gab es nicht in dem Hugo- … , wohl Dorfvorsteher …. eines kleinen
Roth-Heim in Siegen. Und … so aßen alle weiter ihre Dorfes! Sie, die Mutter, von der der Wunsch
Schnitten mit der Hand. nach einem Sie wohl ausging, nun mal : Frau
Dorfvorsteherin !
Vornehme Leute - gespielt oder tatsächlich - waren ja
auch nicht da! Klar, wenn solche vornehmen Leute Er, der Dorfvorsteher, wohl an die
wie die Mama und der Papa von der Annegret Esders Einsneunzig, damals etwa 65, trocken und ernst
dagewesen wären, dann, ja, dann kein Problem, alle auskuckend, wenige Haare durch einen Scheitel
Jungs hätten - jedenfalls beim Schnittenessen - keine getrennt, er war eigentlich ein prima Kerl ! So,
Hand mehr angelegt. mein Eindruck!
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