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CHINA – SPÄTERE CHINESISCHE BRONZEN AUS DER SAMMLUNG FRANZ XAVER BACHEM, KÖLN (LOT 748-754)






            Die Sammlung später chinesischer Bronzen von Franz Xaver Bachem


                                             686) aus dieser Erwerbung bildeten den   Literatur“ und bekam dafür im Tausch
                                             Grundstock der Sammlung Franz Xaver   einige Bronzen aus der früheren Samm-
                                             Bachem.                          lung Adolf Fischer.

                                             Ein großes Ereignis für Bachem war die   Franz Xaver Bachem erfasste seine
                                             Versteigerung in Köln bei J. M. Heberle   Sammlung in mehreren Heften nach
                                             (H. Lempertz’ Söhne) vom 16. bis 19.   Eingang, wobei das Datum des Ein-
                                             Dezember 1901 von rund 1000 Objek-  trags nicht unbedingt auch der Tag des
                                             ten, darunter rund 500 Bronzen, aus der   Erwerbs ist. Er beschrieb die Stücke,
                                             Sammlung des Zollbeamten in China, J.   machte eine kleine Zeichnung und
                                             J. Wilgaard aus Apenrade ( Dänemark).   vermerkte am Ende der Seite, wo er das
                                             Er bedauerte im Nachhinein – noch aus   Objekt gekauft hatte. In der rechten
                                             Unsicherheit — nur 14 Stück ersteigert   Spalte stand oben der Übertrag, unten
                                             zu haben (z.B. Lot 749 und 752). Zwei   der bezahlte Preis. Manche Seiten sind
                                             Jahre später erwarb er daher nach der   gefüllt mit Notizen, so z. B. zu den
                                             Auktion weitere 14 Bronzeobjekte (z.B.   „chinesisch-islamischen“ Bronzen, oder
                                             Lot 57 [52]) freihändig.         mit einer Aufstellung von verschiedenen
                                                                              Arten von Patina nach Farbe. Besonderes
                                             In den Jahren vor dem 1. Weltkrieg be-  Augenmerk galt den „Nienhao“, den chi-
                                             schafften ihm auch verschiedene Steyler   nesischen Regierungsdevisen am Boden
                                             Missionare chinesische Bronzeobjekte.   vieler Gefäße in seiner Sammlung.
                                             1912 kamen zwölf Bronzen mit arabi-
            Franz Xaver Bachem, Köln 1919    scher Schrift in seine Sammlung. Er be-  Sammlerstolz zeigt sich auch an einer
                                             gann, sich Literatur zu besorgen, nahm   Reihe von Photos, die von den Innenräu-
                                             Kontakt zu verschiedenen Gelehrten,   men seines Haus Wahling in Rhöndorf
            Franz Xaver Bachem (1857-1936) über-  Kunsthistorikern und Museumsleuten
            nahm 1893 von seinem Vater den J. P.   auf und wandte sich den früheren –   am Rhein existieren. Hier mischen sich
            Bachem-Verlag in Köln und die Leitung   archaischen — Bronzen zu. Er kaufte bei   die chinesischen Bronzen mit schwerem
            der „Kölnische Volkszeitung“. Kurz da-   Lempertz-Auktionen in Bonn und Köln   historistischem Mobiliar und christli-
            rauf begann er zu sammeln und veröf-  sowie bei Händlern in Berlin (Rex & Co.,   chen Gemälden. Sein Schreibtisch ist
            fentlichte 1933, wenige Jahre vor seinem   Glenk, Fritzsche und Wallach) und bei   umgeben von Kleinbronzen, gegenüber
            Tod, als er über 300 Stück zusammenge-  Hugo Meyl in München.     auf dem halbhohen Regal stehen weitere
            tragen hatte, das Buch „Meine Sammler-                            Stücke und Familienportraits.
            erlebnisse mit Altchina-Bronzen“, in dem   Während des Weltkrieges war sein   Franz Xaver Bachem war ein Liebhaber
            er anschaulich über seine Sammlung   Interesse an chinesischen Bronzen   mit dem Motto „Possedere delectat“. Mit
            schreibt.                        ungebrochen. Aus Erleichterung über   seinem zeituntypischen Interesse an
                                             die Abwendung der Unterdrückung der   späteren chinesischen Bronzen war er
            „Zum Zweck des Heimschmucks“ seines   Kölnischen Volkszeitung gönnte er sich
            Hauses am Gereonsdriesch 19 in Köln,   einen Kauf bei Rex in Berlin. Bei der Ver-  ein Pioneer im Sammeln dieser heute
            das er 1895 bezog, bat er verschiedene   steigerung „entbehrlicher Kunstschätze“   neubewerteten und geschätzten Gattung
            Personen, ihm Stücke von ihren Reisen   (S. 28) aus dem Kölner Museum für Ost-  chinesischen Kunstgewerbes.
            mitzubringen (S. 15). Als sein Haus   asiatische Kunst bei Lempertz in Köln
            begann wie ein Völkerkundemuse-  am 13. bis 15. November 1917 kaufte er
            um auszusehen, beschloss er, sich auf   sechs Bronzen.
            chinesische Bronzen zu konzentrieren.
            Auch der berühmte Reiseschriftsteller   Dann kam 1921 bis 1923 die „unselige
            Ernst von Hesse-Wartegg (1851?-1918)   Zeit der sogenannten Inflation“. In
            brachte ihm Stücke von seiner China-Rei-  diesen Jahren beschaffte Bachem dem
            se im Jahr 1898 mit. Neun Bronzen (Lot   Museum „unentbehrliche ausländische







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